Yoga
Vidya Journal
Ausgabe 3, April
2000
Herausgegeben
vom Bund der Yoga Vidya Lehrer
Hier: Ohne die
Bilder der gedruckten Ausgabe, um die Ladezeit zu beschleunigen.
Vorwort/Editorial
(von Nataraj Matthias Geis)
Aktuelles
vom BYV (von Sukadev Bretz)
1.
Bund der Yoga Vidya Lehrer
2.
Haus Yoga Vidya
Neue
Programme im Haus Yoga Vidya
Neue
Telefon-Nummern
3.
Yoga Vidya Center Köln
4.
Yoga Vidya Center Koblenz
5.
Yoga Vidya Center Frankfurt
6.
Yoga, Computer und Internet
7.
Neues Buch im Yoga Vidya Verlag: Autobiographie von Swami Sivananda
"Himmelsbilder,
Märchen werden wahr" - ein Gedicht von Carisma Catalyst
"Das
Lächeln des Buddha" - eine Betrachtung von Christine Schibura
"Bodywork
im Haus Yoga Vidya" - Stimmungsbild eines Seminars (von Hanspeter Sperzel)
"Das
Falscheste was wir tun können ist: Nichts" (von Daniela Shankari Zeller)
"Jaya
Ganesha - Interpretation eines Mantras" (von Hanspeter Sperzel)
jaya ganesha...
sharavanabhava...
jaya sarasvati...
jaya guru shiva guru...
hare rama...
om namah shivaya
om namo narayanaya
om namo bhagavate vasudevaya
shri ram jaya ram...
krishnam vande jagad gurum shri...
anandoham
om namah shivaya
"Being
a Christian Yogi" - Was haben Jesus und Krishna gemeinsam? (von Daniela
Shankari Zeller)
Die
sechs indischen Philosophiesysteme (von Sukadev Bretz)
1. Purva Mimamsa
2. Vaisheshika
3. Nyaya
4. Samkya
5. Yoga
6. Uttara Mimamsa (Vedanta)
Zen-Sesshin
in Dietfurt, Ein Stimmungs- und Erlebnisbericht (von Hanspeter Sperzel)
Fahrt und Ankommen
Der Tagesplan
Einweisung
Erläuterungen (Worterklärungen)
Samstag Abend: Abschlussbespechung
Methode
Erfahrungen
"Stufen"
- eine Besprechung des Gedichts von Hermann Hesse (von Hanspeter Sperzel)
"Das
Licht ist in mir" - ein Gedicht von Sadashiva Ralf Ihm
Zwei
Buchbesprechungen (von Christine Endris):
"Yoga kennt kein Alter"
"Yoga für Körper und Seele"
Der
Steuertipp für Yogalehrer - Tipp 1 (von Hanspeter Sperzel)
Revolution
in der Herztherapie - das Ornishprogramm und Yoga (von Christine Endris)
Heilsame Lebensumstellungen
Dean Ornish's eigene Erfahrungen
Der yogische Teil des Programms
Visualisierung zur Öffnung des Herzens
Meditation
...acht Jahre später
Literatur und Adressen
Impressum
Vorwort/Editorial
Liebe
Leserinnen und Leser,
liebe
Yogis und Yoginis,
da
ist sie nun, die Ausgabe 3 des Yoga Vidya Journals. Und wieder konnten
wir den Umfang deutlich steigern. Ich freue mich, dass nach zögerlichem
Beginn nun doch so viele Beiträge zusammengekommen sind. Herzlichen
Dank all denjenigen, die zum Entstehen dieser Ausgabe beigetragen haben.
Unter
der Rubrik "Aktuelles vom BYV" hat Sukadev die aktuellen Neuigkeiten des
Verbandes und der verschiedenen Schulen sowie des Ashrams zusammengetragen.
Es ist schon erstaunlich und erfreulich zugleich, wie gut sich der Bund
der Yoga Vidya Lehrer etabliert hat und wie groß die Zahl derer ist,
die über ihn den Weg zum Yoga finden. Sukadev und sein Team investieren
viel Energie in die Verbreitung des Yoga und der Erfolg gibt ihnen Recht.
Ich werde nicht selten bereits von meinen Schülern und Schülerinnen
über den BYV, den Ashram und die Schulen in Frankfurt und Koblenz
befragt. Der Bekanntheitsgrad hat in den letzten Monaten, so scheint mir,
noch einmal deutlich zugenommen.
Die
aktuelle Ausgabe des Yoga Vidya Journals beinhaltet diesmal mehrere sehr
schöne Gedichte und Interpretationen, die sehr inspirierend sind.
Von besonderem Interesse dürfte auch der Beitrag von Daniela Shankari
Zeller sein, die auf sehr eindrucksvolle Weise die erstaunlichen Parallelen
zwischen Jesus und Krishna aufzeigt. Denjenigen Lesern und Leserinnen,
die mit einem mehr oder weniger ausgeprägten christlichen Hintergrund
aufgewachsen sind, dürfte dieser Beitrag hilfreich sein, den eigenen
Weg ein klein wenig besser zu verstehen.
Besonders
möchte ich auch auf Sukadevs Beitrag zu den sechs indischen Philosophiesystemen
hinweisen, der in sehr einprägsamer Weise die unterschiedlichen philosophischen
Wurzeln auch des Yoga beleuchtet.
Das
Ornishprogramm ist ja schon seit geraumer Zeit in aller Munde und wahrscheinlich
auch der Verbreitung des Yoga zukünftig zuträglich. Um was es
sich hierbei genau handelt beschreibt Christine Endris in ihrem Beitrag.
Inhaltlich
besonders stark hat sich Hanspeter Sperzel an dieser Ausgabe beteiligt.
Seine Beiträge reichen über ein breites Themenspektrum vom Steuertipp
für Yogalehrer über einen Erfahrungsbericht (Zen-Sesshin in Dietfurt),
bis hin zu Gedichtbesprechungen und eigenen Gedichtzyklen. Dafür herzlichen
Dank.
Und
auch allen anderen Autoren und Autorinnen möchte ich an dieser Stelle
recht herzlich danken, denn nur durch Eure Beiträge kann diese Zeitschrift
mit Leben erfüllt werden.
Zum
Schluss noch eine Bitte: Für die nächste Ausgabe suchen wir noch
dringend Unterstützung im Bereich Layout. Jede und jeder ist aufgerufen,
sich an der Gestaltung des Yoga Vidya Journals (Grafiken einbinden, Textlayout,
Kontakt mit Druckerei aufnehmen etc.) zu beteiligen, da ich selbst diesen
Aufgabenbereich nicht übernehmen kann. Vielleicht finden sich ja 2
oder 3 Yogis und Yoginis, die sich die Arbeit aufteilen können, denn
dann ist der zeitliche Aufwand relativ gering.
Das
Layout dieser Ausgabe wurde übrigens von Narendra Gogo Hübner
erstellt, der sehr kurzfristig eingesprungen ist und sich glück-
glücklicherweise
bereit erklärt hat, diese Aufgabe noch einmal zu übernehmen.
Vielen Dank auch ihm für sein Engagement.
Viel
Freude bei der Lektüre wünscht Euch
Nataraj Matthias
Geis
Redaktion
Aktuelles
vom BYV (Stand: Februar 2000)
Liebe Yoga Freundin,
lieber Yoga Freund
herzliche
Grüße aus dem Haus Yoga Vidya im Naturparadies Rhein-Westerwald.
Ich
freue mich, Dir die dritte Ausgabe des Yoga Vidya Journals präsentieren
zu können. Vielen Dank Nataraj Matthias Geis und den Autor/innen der
Artikel!
Die
letzten Ereignisse in der Politik zeigen wieder mal, wie wichtig es ist,
ein ethisches Leben zu führen.
Patanjali,
der Autor der bekanntesten Yoga-Schrift genannt "Yoga Sutra", sagt im 34.
Aphorismus im 2. Kapitel: "Da üble Gedanken, Emotionen und Gedanken,
wie z.B. Gewalttätigkeit usw., ob man sie ausführt oder dazu
anstiftet, ob sie durch Gier, Ärger oder Täuschung ausgelöst
werden, ob sie in schwachem, mäßigem oder starkem Ausmaß
vorhanden sind - zu endlosem Leid und Unwissenheit führen, besteht
die Notwendigkeit, ihr Gegenteil zu entwickeln".
Man
mag sich durch Unehrlichkeit, Rücksichtslosigkeit etc. Vorteile verschaffen.
Langfristig führt unethisches Handeln zu Leid und zu Unwissenheit.
Leid kommt durch Angst vor Entdeckung, Angst vor Konsequenzen, aber auch
einfach daher, daß die Natur des Menschen Einheit ist, und jeder
Verstoß gegen Einheit zu innerer Unzufriedenheit führt. Man
wird in der Weltgeschichte keinen zufriedenen Diktator finden. Um selbst
glücklich sein zu können, müssen wir uns bemühen, andere
glücklich zu machen. Wie es mein Meister, Swami Vishnu-devananda mal
sagte: Wenn man einen Kuchen (Vollkorn natürlich...) mit anderen zusammen
ißt, macht das meist erheblich mehr Spaß, als ihn allein zu
vertilgen, auch wenn weniger für einen selbst übrig bleibt. Zum
zweiten führt unethisches Handeln dazu, daß man die geistige
Klarheit verliert. Nicht umsonst wird das Absolute auch als Wahrheit bezeichnet.
Wenn wir unwahrhaftig sind, kommen wir nicht zur Wahrhaftigkeit. So ist
für einen Wahrheitssucher, der ja auch Glückssucher ist, das
ethische Fundament sehr wichtig. Wenn man ein Hochhaus baut, muß
man gute Fundamente bauen, wenn man hoch hinaus will.
Wenn
wir in Meditation und Spiritualität und Verwirklichung hoch hinaus
wollen, muß unser ethisches Leben gut gefestigt sein.
Dies
sei hier gesagt, ohne vorschnelle Urteile über Menschen fassen zu
wollen oder für oder gegen irgendeine Partei Partei zu ergreifen und
soll auch keine Moralpredigt sein, wozu ich keine Qualifikation besäße.
Seit
Beginn des Jahres 2000 haben alle Yoga Vidya Zentren einen neuen Auftrieb
bekommen. Wir haben erheblich mehr Schüler als letztes Jahr. Es scheint
eine neue Yoga-Welle zu beginnen. Mehr Menschen kommen, die selbst etwas
für sich tun wollen, und es gibt auch mehr ernsthafte Aspiranten.
1.
Bund der Yoga Vidya Lehrer:
Anna
Popiel-Hoffmann ist seit der letzten Mitgliederversammlung 2. Vorsitzende
des Bundes der Yoga Vidya Lehrer. Sie unterrichtet Yoga seit vielen Jahren
in eigenen Räumen in Darmstadt, hat sehr viele Weiterbildungsseminare
mitgemacht und gibt seit 2 Jahren auch Seminare im Haus Yoga Vidya, insbesondere
über „NLP und Yoga“. Seit letztem Jahr leitet sie eine 2-jährige
Yogalehrer Ausbildung in unserem Yoga Vidya Center in Frankfurt. Sie kümmert
sich insbesondere um die Organisation des Yoga Kongresses im November diesen
Jahres. Dieser verspricht, noch interessanter zu werden als der im letzten
Jahr. Es empfiehlt sich rechtzeitige Anmeldung. Letztes Jahr war
schon Wochen vorher kein Zimmer mehr im Haus zu bekommen.
Hanspeter
Sperzel als Kassenwart kümmert sich mit viel Hingabe um die Mitgliederbetreuung,
und Narendra Gogo Hübner als Schriftführer hält den Kontakt
zu anderen Institutionen aufrecht. Sukadev Bretz als erster Vorsitzender
bildet viele Yogalehrer aus und schreibt diesen Artikel...
Christine
Endris ist weiter aktiv, Yoga Artikel für Zeitschriften zu verfassen,
wodurch Yoga noch bekannter wird.
Übrigens:
Ende letzten Jahres wurde ein Gesetz beschlossen, das es Krankenkassen
erlaubt, wieder Präventivmaßnahmen zu bezuschussen. Die Krankenkassen
sind jetzt am Überlegen, was sie bezuschussen wollen. Es empfiehlt
sich, mit den örtlichen Vertretern zu sprechen, um eigene Kurse bezuschußt
zu bekommen oder wieder als Yogalehrer bei Krankenkassen tätig werden
zu können.
Neue
Yogalehrer: Im Jahre 1999 haben etwa 180 Teilnehmer ihre Yoga Vidya Lehrer
Ausbildung abgeschlossen und den Titel „Yogalehrer (BYV)“ erhalten. Viele
davon wurden Mitglied im Bund der Yoga Vidya Lehrer, so daß wir jetzt
über 200 Mitglieder im Verband haben.
Neben
unseren bewährten 2-jährigen und 4-wöchigen Ausbildungen
probieren wir gerade ein neues Ausbildungskonzept aus. Im September haben
wir eine 4-jährige Ausbildung begonnen, die den Kriterien des BDY
in Dauer und Inhalten Genüge tun sollte. Dieser Kurs hat zwar nur
2 Teilnehmer, Keshava unterrichtet ihn aber trotzdem mit viel Enthusiasmus!
Im September probieren wir mal eine 3-jährige Ausbildung. Es scheint
aber, daß die Mehrheit der Teilnehmer kürzere Ausbildungsformen
bevorzugt.
2.
Haus Yoga Vidya
Das
Frühjahr schickt seine Vorboten: Schneeglöckchen, Vogelgesang,
Sonnenstrahlen, grünendes Gras lassen auf einen schönen Frühling
hoffen. Komm doch demnächst mal (wieder) zu uns: Frühjahr ist
eine besonders schöne und kraftvolle Zeit hier mitten in der Natur.
Unser neuer Mitarbeiter seit Anfang Februar, Stefan Kube, war viele Jahre
als Förster tätig, und erklärt uns, welcher Vogel gerade
angefangen hat zu singen, und gibt uns einen tieferen Zugang zur Natur.
Wir freuen uns auf seine erste Seminare (z.B. 17.-19.3.), bei denen er
uns die Natur noch näher bringen will, um zu einer noch ganzheitlicheren
spirituellen Erfahrung zu kommen.
(PS:
einen Tag nachdem ich das Obige geschrieben habe, hat es angefangen zu
schneien, und wir haben 2cm Schnee auf der Wiese. Laut Wetterbericht soll
er aber bis morgen wieder geschmolzen sein.)
Erstmalig
können wir berichten, daß wir in keinem unserer Zentren dringend
Mitarbeiter suchen! Das neue Team im Haus Yoga Vidya mit Sukadev, Shivakami,
Vasudeva, Keshava, Christiana, Mahadev, Padmakshi (Ingrid Berger), Suguna
(Siglinde Langer), Dieter Hehn, Dieter Zander, Thomas Gürth, Aldona
Fritsch, Markus, Devaki, Carisma, Durga (Karin Gasser), Andrea fühlt
sich inspiriert und arbeitet insgesamt sehr harmonisch zusammen. Für
einige Monate haben sich auch Doris und Siegfried hier zum Mithelfen eingefunden.
Sie fühlen sich sehr wohl hier und sind eine gute Bereicherung unseres
Teams, so daß sie vielleicht auch länger bleiben werden. Auch
die neuen Mitarbeiter in Koblenz, Frankfurt und Köln fühlen sich
recht wohl. Ich hoffe, das wird auch noch so sein, wenn Du diese Seiten
in der Hand hälst... Trotzdem: Wenn Du Interesse hast, bei uns in
einer spirituellen Gemeinschaft mitzuarbeiten, melde Dich doch einfach.
Übrigens: Im Internet findest Du auf unserer Homepage detailliertere
Beschreibungen der Mitarbeiter/innen mit Fotos etc. (http://www.yoga-vidya.de/Mitarbeiter.htm)
In
den letzten Monaten waren wir wieder recht aktiv, um das Haus den gestiegenen
Teilnehmerzahlen gerecht werden zu lassen:
- Für
den Winter haben wir ein winterfestes, heizbares Zelt errichtet, welches
für die Mahlzeiten sehr beliebt geworden ist.
-
Um das Haus baubiologisch noch zu verbessern, haben wir einen Umweltfachmann
von der Umweltambulanz um Rat gebeten, und auch einen Bauingenieur zu Rate
gezogen. Auf deren Rat haben wir den mittleren Yogaraum gründlich
renoviert (die Gipskartonwand zur Außenwand hin rausgenommen, statt
dessen gründlich neu verputzt, und alles neu gestrichen), den Keller-Raum
hinter dem großen Yogaraum besser belüftet, mit Heizung versehen
und zum großen Yoga-Raum hin isoliert. So ist der leichte Muffelgeruch
der letzten Monate vollständig verschwunden und die Ursache beseitigt.
Außerdem haben wir einige Dachrinnen saniert, damit keine Feuchtigkeit
in die Wände kommen kann.
-
Den Rezeptionsbereich haben wir sehr verschönert. Um den Bedürfnissen
der Teilnehmer gerecht werden zu können, hat Christiana jetzt ihr
Büro an der Rezeption und steht so den ganzen Tag für Fragen
und Bitten zur Verfügung.
-
In ca. 1-3 Monaten wird der neue Dusch/WC-Raum fertig, der insbesondere
für alle Zelter und Wohnwagen-Übernachter sehr hilfreich sein
wird.
Neue
Programme im Haus Yoga Vidya:
- Seit
Mitte Januar haben wir jeden Abend um 18.30h eine Puja, ein besonderes
Ritual zur Verbindung mit dem Göttlichen und zur weiteren Aufladen
der spirituellen Atmosphäre.
-
Einmal im Monat haben wir ein 24-stündiges Singen des Maha Mantras.
Wir haben dies bisher zweimal gemacht, und die energetische Wirkung ist
so stark, daß wir das jeden Monat wiederholen wollen. Wer interessiert
ist, zu diesen Zeiten im Haus Yoga Vidya zu sein, bitte telefonisch erfragen
(02685-8002-0)
-
Weiterhin haben wir jeden Abend unser 60-minütiges Singen des Mantras
"Om Namo Narayanaya" für den Weltfrieden. Teilnahme an all diesen
Programmen steht allen offen, die sich im Haus befinden, wie auch für
alle, die dafür anreisen wollen.
Neue
Telefon-Nummern
Wir
haben eine neue Telefon-Anlage und daher neue Telefon-Nummern:
Allgemein
02685-8002-0, Fax –20
Durchwahlen:
Zahlungsverkehr/Buchhaltung –30, Reservierung –10, Sukadev Büro –40,
Versand -21
3.
Yoga Vidya Center Köln
Das
neue Yoga Vidya Center hat einen großartigen Start gehabt. Zur Einweihungszeremonie
mit Sri Karthikeyan am 5.1. waren ca. 120 Teilnehmer anwesend. Die geplante
Eröffnungsfeier am Sonntag, 9.1.2000 hatten wir ausgedehnt zu einem
Eröffnungswochenende Sa/So 8./9.1. mit allen möglichen parallelen
Veranstaltungen. Insgesamt waren am Wochenende ca. 300 Personen anwesend.
Es war eine phantastische Stimmung und sehr starke spirituelle Schwingung.
Das
Center entwickelt sich seitdem sehr gut. Es hat einen erstaunlich guten
Anklang gefunden, alle Kurse, Stunden, Workshops und Kurse sind gut besucht.
Das Center hat jetzt schon (1 Monat nach Eröffnung) so viele Schüler
wie das Frankfurter Center nach über einem Jahr. Manohara (Gert Wahl,
bis Dezember Leiter des Centers in Koblenz) und Ravi bringen ja auch viel
Herz und Enthusiasmus in die Kurse!
4.
Yoga Vidya Center Koblenz:
Rafaela
Sauter hat am 1. Dezember die Leitung des Koblenzer Centers übernommen.
Sie fühlt sich sehr wohl dort und bringt viel frische Energie ins
Center. Das Koblenzer Center hat so einen guten Aufschwung genommen. Die
letzten Wochen waren in Koblenz mehr Schüler als jemals zuvor. Rafaela,
die vorher viele Jahre im Frankfurter Yoga Vidya Center unterrichtet und
mitgeholfen hat, bringt eine sehr liebevolle Energie ins Center, verteilt
mit großem Enthusiasmus viele Broschüren in der ganzen Stadt,
und kümmert sich auch mit vielen kleinen Dingen um weitere Verschönerung
der Räume.
5.
Yoga Vidya Center Frankfurt:
Die
neue Zentrumsleiterin Lucie Schmitt hat sich inzwischen sehr gut im Yoga
Vidya Center am Zoo eingelebt. Sie ist auch dabei, das Center zu verschönern
und zu renovieren. Sie freut sich über die viele Hilfe, die sie von
den Schülern und Yogalehrern erhält. Ihre Workshops und Kurse
erfreuen sich besonderer Beliebtheit. Einige langjährige Yoga Teilnehmer
sagen, daß es immer angenehmer und inspirierender werde, ins Center
zu kommen. Isolde ist seit 1 Woche Mitarbeiterin im Center. Sie praktiziert
Yoga seit einigen Jahren, war letztes Jahr ein paar Monate in Indien, und
hat gerade im Haus Yoga Vidya die erste Hälfte der Yogalehrer Ausbildung
absolviert. Sie wird in nächster Zeit in Kursen assistieren, vielleicht
die eine oder andere Gruppe leiten, und im Mai ihre Yogalehrer Ausbildung
abschließen. Natürlich kümmert sie sich auch um alles andere,
was im Center so zu tun ist. Ihre offene, liebevolle Art machen sie zur
idealen Yogini!
6.
Yoga, Computer und Internet
PC
und Internet erfahren in letzter Zeit eine rasante Verbreitung. In Harmonie
mit Swami Sivananda, der auch immer die modernsten Mittel zur Verbreitung
des klassischen Yoga benutzt hat, sind wir mit Email, Internet und Yoga
E-Shop sehr aktiv.
Falls
Du einen PC mit Internet Anschluß besitzt, kannst Du
-
auf der Seite www.yoga-vidya.de inzwischen über 1000 Internet
Seiten nach Artikeln und Neuigkeiten über Yoga durchstöbern,
Yogalehrer in Deiner Umgebung suchen, die aktuellen Seminare und Yogakurse
in den Yoga Vidya Zentren erkundschaften, einen Eintrag im Gästebuch
hinterlassen und vieles mehr
-
alle 2-4 Wochen den Yoga Vidya Newsletter per Email erhalten mit Neuigkeiten,
Artikeln, Kochrezepten und Tips rund ums Yoga. Um Dich zu abonnieren, schicke
bitte eine Email an Mahadev@Yoga-Vidya.de oder trage Dich direkt auf unserer
Homepage ein.
-
Im Yoga-Forum Dich mit anderen Interessenten über alle Aspekte des
Yoga austauschen. Um Dich einzutragen: www.yoga-vidya.de/Forum.htm
-
Dich für Seminare und Kurse im Haus Yoga Vidya direkt per Email anmelden:
-
www.yoga-vidya.de/ Anmeldung_einfach.htm oder formlos Email schicken an
Info@Yoga-Vidya.de bzw. Anmeldung@Yoga-Vidya.de
-
Bücher Online bestellen
-
Email an die verschiedenen Mitarbeiter des Hauses Yoga Vidya schicken.
Yoga
Vidya Email Adressen:
Koeln@Yoga-Vidya.de,
Frankfurt@Yoga-Vidya.de, Koblenz@Yoga-Vidya.de
Haus
Yoga Vidya: Info@Yoga-Vidya.de, Anmeldung@Yoga-Vidya.de, Versand@Yoga-Vidya.de,
Sukadev@Yoga-Vidya.de, Shivakami@Yoga-Vidya.de, Padmakshi@Yoga-Vidya.de,
Carisma@Yoga-Vidya.de, Mahadev@Yoga-Vidya.de, Devaki@Yoga-Vidya.de, Keshava@Yoga-Vidya.de,
Christiana@Yoga-Vidya.de
Übrigens:
Alle Mitglieder des Bundes der Yoga Vidya Lehrer können kostenlos
eine Website und auch eine Email-Adresse bekommen. Sie heißt
dann: Dein.Name@Yoga-Vidya.de , z.B. Karin.Schneider@Yoga-Vidya.de
Irgendwie
macht sich das als Yogalehrer doch besser als Karin.Schneider@hotmail.de,
oder?
Übrigens:
Auch wenn Du schon eine Email-Adresse hast, können wir Dir eine @Yoga-Vidya.de
Adresse kostenlos auch als Email Umleitung einrichten. Du kannst also auf
Deinen Yoga Broschüren die Yoga-Vidya.de Adresse angeben, sie aber
bei Deiner @T-online.de Adresse abrufen!
Deine
Email und etwaige Homepage kann auch ins Yogalehrer-Verzeichnis aufgenommen
werden. Bitte teile sie uns mit!
Aber
für die Nicht-PC-Besitzer zum Trost: Zum Üben des Yoga braucht
man keinen PC. Und mit dem Yoga Vidya Journal bekommst Du die wichtigsten
Neuigkeiten, Informationen und Tips zum Yoga ebenso gut mit!
7.
Neues Buch im Yoga Vidya Verlag: Autobiographie von Swami Sivananda
Wir
freuen uns, daß die deutsche Ausgabe der Autobiographie Swami Sivanandas
(endlich) herausgekommen ist. In diesem Buch beschreibt Swami Sivananda
seinen spirituellen Weg und gibt wertvolle Anleitungen für jeden
ernsthaften spirituellen Aspiranten. Sehr lesenswert. In einer Vorabversion
war das Buch schon seit einem halben Jahr auch Online verfügbar. Jetzt
ist die Online Ausgabe überarbeitet, und die Druckversion liegt vor.
Kosten:
19,80 DM + Porto/Versand 5.- DM (bestellbar bei Yoga Vidya Versand, Gut
Hoffnungstal, 57641 Oberlahr)
Ich
wünsche Dir weiter viel Spaß beim Üben des Yoga. Erinnere
Dich immer daran: Ein Gramm Praxis ist besser als Tonnen von Theorie.
Auf
ein baldiges Wiedersehen
Om Shanti
Herzlichst,
Sukadev
Himmelsbilder,
Märchen werden wahr
Ein
Gedicht von Carisma Catalyst
Wolken
ziehen am Horizont
Visionen
formen
Wünsche,
wünsche, wünsche
Ein
Traum wird wahr
Magie
und Wunder
Nächte,
in denen der Regen fällt
Und
auf dem tiefen Blau, sternenklar
Rufe
durch das Dunkel
Der
Wald erwacht und wird zum Dschungel
Die
Mutter Magna Mata segnet ihre Kinder
Junge
Männer und Frauen gestärkt
Als
Krieger rennend übers Feld
Gejagtes
Wild
Auf
der Flucht nach vorn
Winde
wehen durch‘s Geäst
Blätter
rascheln
Wilde
Wogen steigend
Hineintanzend
in des Himmels Ozean
Die
Nacht zum Tag erwacht
Der
Sonne Strahlen brennen
Erscheinen
leuchtend Regenbogen
...
und dort auf Erden geblieben
im
bebend Herzen ein winzig Dorn
langsam
rote Tränen tropfen
erblüht
der Wunderzauber
geheiligt
wird das Korn.
Das
Lächeln des Buddha
Eine
Betrachtung von Christine Schibura
Wie
können wir das Lächeln des Buddha und damit eine bestimmte innere
Haltung in unserem Alltag erreichen und integrieren? Durch das „andere
Denken“ als Folge vom anderen Sehen, Erkennen.
Wir
haben positive und negative Kraftfelder auf unserer Erde. Im harmonischen
Zusammenleben von Mensch und Natur sollte keines der Felder zugunsten des
anderen überwiegen. Die Lebensformen brauchen Energie aus diesen beiden
Feldern. Alle positiven Ereignisse haben deshalb Konsequenzen im negativen
Bereich.
Auf
dem inneren Weg werden wir uns dessen bewusst. Um ins Gleichgewicht, in
die angestrebte Ruhe zu kommen, beginnen wir dafür zu arbeiten. Diese
Arbeit auf dem inneren Weg ist der eigentliche Sinn unserer Inkarnation.
Das Erkennen von Ursache und Wirkung in unseren Aktivitäten wird zur
Erklärung und Antwort auf die ständige Frage, warum so viel Leid
in unserem Leben besteht.
Wie
kommen wir zu Buddhas Lächeln? Was lässt uns loslassen von Gewohnheiten,
die andere Menschen scheinbar so gut verbinden? Wie entsteht eine innere
Verwandtschaft zum Anderen ohne Worte, ohne Ritus, ohne Vermittler? Was
ist dieses Bindeglied in dem Strudel von Realitäten, Fakten, Ereignissen,
Leiden? Ein Bindeglied, das ohne Anspruch wirkt, immer, überall?
Mensch
und Formen leben aus ein und derselben Energie. So sind wir von den gleichen
Gesetzen und Bedingungen abhängig. Um aber den inneren Freiraum, das
Einssein in uns zu erfahren, müssen wir so lange wandern, bis der
Weg in den Kreis einschwingt. Alle scheinbar offenen Fragen beantworten
sich von selber, es gibt keinen Frager mehr. Das Meditieren ist eine Form
der Selbsthilfe auf dem Wege.
Buddhas
Lehre erlöst nicht aus der Eigenverantwortung. Seine Lehren sind Empfehlungen
zur Eigenarbeit. Das Individuum kann nur individuell seine Entscheidungen
treffen.
Wie
im Bereich des Materiellen eine Komplexität von unendlich vielen möglichen
Auswirkungen besteht, so auch im Geistigen. Das Schöpfungsspiel, im
Sanskrit Lila genannt, bleibt wirksam. Positive und negative Kräfte,
Yang und Yin, wirken auf allen Ebenen.
Die
Aufforderung zur Behutsamkeit mit der Form in unserer sichtbaren Welt bleibt
die Hauptforderung auf unserem „Wege“. Der eigene Körper ist darin
einbezogen.
Buddhas
eigenes Leben diente als Werkzeug und damit als zu vermittelnde Erfahrung.
So wie er zum Lächeln kam, so sah er in jedem Menschen die Möglichkeit
dazu.
Bodywork
im Haus Yoga Vidya, Oberlahr
Stimmungsbild
eines Seminars
Aufgezeichnet
von Hanspeter Sperzel
Die
Seminarbeschreibung versprach ein verwegenes Unterfangen: 2x3 Stunden Asana-Praxis,
dazu eine Stunde Pranayama, 2x Meditation, 2x Mantrasingen und Vorträge
über Vedanta; das alles ergab in der Summe 10 Stunden spirituelle
Yogapraxis täglich. Das ist Bodywork!
Anreise
Bereits
die Anreise, die ich zusammen mit einer Seminarteilnehmerin und ihrer Tochter
im Auto unternahm, war von angenehmer, die
Oberfläche
verlassender Unterhaltung geprägt, und die 70 min Fahrt vergingen
wie im Flug. Dann, die Autobahn verlassend, fuhren wir durch die kleinen
verschlafenen Orte des Westerwaldes bis zu jener Abzweigung mitten im Wald,
an der ein Schild (an dessen Entstehung in Frankfurt ich mich noch genau
erinnere) mit der Aufschrift „Haus Yoga Vidya“ uns mitten ins satte Grün
verweist. Die enge kurvige Straße hinab ins Tal, die Einfahrt, parken,
das Auto abstellen und, für einen Stadtbewohner fast schon aufdringlich,
Stille, nur unterbrochen von Vogelgesang und dem Rascheln der Blätter.
Ein Blick auf die Uhr beruhigt die mitgebrachte Hektik, 60 min sind noch
Zeit bis zur täglichen Yogastunde. An der Rezeption finden wir Christiana,
umringt von mehreren Neuankömmlingen; ein kurzer Blick, um dann mit
einem „Hallo Hanspeter, Om Shanti, Zimmer 204“ die Anzahl der Wartenden
nicht noch weiter anwachsen zu lassen. Hier und da noch ein freundliches
„Hallo“, dann Zimmer beziehen, umkleiden und auf geht es in die Seminarwoche
mit einer Yogastunde. Angekommen! Danach Abendessen mit vielen Salaten,
vegetarisch-indischen Gerichten in Form eines Buffets, erste Gespräche
mit anderen Seminarteilnehmern, sich orientieren; die zwei Stunden sind
schnell verflogen, und weiter geht es mit Meditation und Mantrasingen,
mit einer Vorstellungsrunde aller Teilnehmer, dem abendlichen Gebet und
„Arati“ (Lichtzeremonie). Dann ist der Anreisetag zu Ende, und noch 15
Minuten sind Zeit bis zur Nachtruhe. Und bald danach ist sie wieder da,
diese ungewohnte Stille, nur unterbrochen vom Ruf des Waldkauzes und dem
Plätschern des Baches.
Der
erste Tag
Der
Tag beginnt um 6.00 Uhr, und schweigend versammeln sich die Teilnehmer
im großen Seminarraum zur fortgeschrittenen Pranayama-Stunde mit
Keshava: Kapalabhati, Wechselatmung, Bhastrika und Maha Mudra.
Dann,
übergangslos und nur kurz unterbrochen vom Eintreffen weiterer Teilnehmer,
gehen 40 Menschen in eine 30 Minuten dauernde, stille Meditation. Für
mich, der ich selten in einer so großen Gruppe “sitze“, ist dies
jedesmal eine neue Erfahrung. Die Schwingung oder Stimmung im Raum scheint
gleichzeitig aufzubauen und zu beruhigen, ist öffnend und ein bisschen
fremd zugleich.
Dann
Mantrasingen, und der umherschweifende Blick sieht Menschen, die mit geschlossenen
Augen und auswendig ihren Text voller Hingabe singen und auch die ratlosen,
etwas befremdend blickenden Menschen, die zum ersten mal mit dieser Form
spiritueller Praxis konfrontiert sind. Das Singen klingt noch etwas verhalten
(Eine oft zu bemerkende Eigenart des ersten Seminartages, die sich dann
im Laufe der Woche immer mehr verflüchtigt).
Dann
der Vortrag zu Vedanta. Chandra (Michael Cohen), der Vortragende, spricht
in einer Einführung über Vedanta oder „die Vision der vollkommenden
Einheit“. Seine Worte, die aus der englischen Sprache direkt übersetzt
werden, sind einfach, leicht verständlich und bildhaft, erzählen,
richten sich mehr an das Herz als an den Verstand.
Übergangslos
geht es weiter mit einigen Minuten Stille, dem Gebet (auf Seite 57 im Kirtanheft)
und dem Arati. Drei Stunden sind nun vergangen, und langsam verlangt mein
Körper nach Bewegung, will er das Kissen verlassen. Die Gruppen für
die Yogastunden werden aufgeteilt, die Räume zugewiesen, und dann,
endlich, die erste Pause (15 min). Einen Tee trinken, zur Toilette gehen,
mehr Raum verbleibt nicht.
Die
Yogastunde mit Shivakami ist angemessen, guter, gehobener Standard: Entspannung,
etwas Pranayama, Sonnengebet, Rishikesh-Reihe, Entspannung. Es fühlt
sich gut an, körperlich etwas zu tun, und die leichten Spannungen
durch das lange Sitzen am Morgen weichen schnell.
Die
Uhr zeigt auf Mittag (12.00 Uhr), es gibt Mittagessen (Brunch). Für
2 ½ Stunden unterbricht eine Pause das Seminarprogramm. Das Essen
ist gut, und bei dem schönen Wetter versammeln sich alle auf der Terrasse,
Gespräche flammen auf, und die Kinder der gleichzeitig stattfindenden
Familienwoche sorgen für lebhaftes Treiben. Ich habe die Aufgabe übernommen,
die Asana-Räume zu saugen, und anstelle eines Verdauungsspazierganges
komme ich dieser Aufgabe nach. Viele Seminarteilnehmer haben eine solche
Aufgabe übernommen, und eine Weile herrscht geschäftiges Treiben.
Dann, nach getaner Arbeit, es ist jetzt 13.30 Uhr, verbleiben noch eine
Stunde zum sammeln, ausruhen. Ich setze mich an einen Tisch auf der Terrasse,
und schnell und ohne Mühe entwickelt sich hier ein Gespräch und
dort ein Gespräch, die Stimmen sind leise und ruhig; und eine gelassene
Atmosphäre breitet sich aus. Langsam fühle ich mich „heimisch“.
Gegen
15.00 Uhr beginnt die Nachmittagstunde mit Sukadev, Yoga-Bodywork: Om Gajananam
(Mantra Seite 47 im Kirtanheft), Kapalabhati, Wechselatmung, Sonnengebet,
kurze Entspannung im Stehen, Handstand; die Teilnehmer schauen sich erstaunt
an, „oh“, und ohne langes Auffordern bilden sich die ersten Paare, stehen
die Ersten auf den Händen, und so, gezogen von diesen Vorreitern,
versuchen auch die Zaghafteren diese erste Asana zu meistern, und siehe
da, es geht! Und so folgen gute zwei Stunden, man schaut, überlegt,
fasst Mut und probiert, und so manche Stellung, die man sich niemals zutraute,
erweist sich als einfacher, als man glaubte. Wie im Flug vergeht die Zeit.
Eine kurze Endentspannung noch, und dann geht es schon zum Abendessen,
es ist 18.00 Uhr.
Zwei
Stunden Pause für Essen und Ausruhen, so mancher Teilnehmer gönnt
sich eine Dusche, und auf der Terrasse das gleiche Bild wie am Mittag:
angenehme Gespräche, spielende Kinder, Gelassenheit. Die Zeit vergeht
schnell, und schon ist es 20.00 Uhr, der Tag neigt sich und endet, wie
er begann: Meditation, Mantrasingen, Vortrag, Gebet, Arati und noch 15
Minuten für einen Tee, ein letztes Gespräch noch, dann ist Nachtruhe.
Und
wie diesen ersten Tag erleben wir weitere fünf Tage. Wir sammeln neue
Erfahrungen in den Yogastunden, praktizieren Meditation und Singen, lauschen
Chandras erzählenden Worten. Die Gespräche vertiefen sich, und
zwischen den Teilnehmern untereinander, zwischen Teilnehmern und Mitarbeitern,
zwischen Kindern und Erwachsenen gewinnt eine familiäre Stimmung zunehmend
an Kraft. Die anfänglich verhaltenen Mantra-Sänger erstarken
mit jedem Tag, aus einem Lüftchen entwickelt sich ein Wind, und irgendwie
hatte ich ein Gefühl in dieser Zeit, als wäre mein Hiersein ganz
normaler Alltag, als gäbe es nichts selbstverständlicheres als
diesen dicht bepackten Tag zu leben, eingebunden in eine spirituelle Gemeinschaft.
Nicht
alle Teilnehmer gehen am Sonntag dann voll zufrieden nach Hause, und was
für den Einen etwas zuviel erschien, empfand der Andere als etwas
zu wenig. Etwas mehr Systematik in den Vorträgen, mehr Tiefe wurde
ebenso gewünscht wie etwas weniger, etwas mehr Körperarbeit wie
etwas weniger; all das ist ganz normal. Doch alle waren sich einig darin,
etwas mitzunehmen aus dieser Woche, waren sich einig darin, eine schöne
Zeit gelebt und neue Eindrücke gewonnen zu haben, bereichert nach
Hause zu gehen. Ich für meinen Teil bin zufrieden und glücklich,
meine Erwartungen haben sich erfüllt. Ich habe aufregende und wärmende
Tage erlebt, Erfahrungen gewonnen und vertieft, nehme vieles von hier mit
in den Alltag.
Ich
komme wieder!
"Das
Falscheste was wir tun können ist: Nichts“
Ein
Bericht von Daniela Shankari Zeller
Dies
war eine der Empfehlungen, die wir am Ende der 4-wöchigen Yogalehrerausbildung
bekommen haben und zwar in Bezug auf Fragen, die die eigene weitere Yogapraxis
zu Hause betrafen.
Jetzt,
gerade mal 1 ½ Wochen später, sitze ich vor "meiner“ Yogagruppe
und am Ende der 1. Stunde kommen Fragen zum Thema: Praxis zu Hause. Innerlich
lächelnd muss ich an eben diesen Satz denken: Das Falscheste was wir
tun können ist: Nichts".
Was
heißt das denn nun? Sicherlich ist dies nicht gemeint im Sinne von:
Wenn ich kein Yoga praktiziere, dann ist das falsch und nur wenn ich Yoga
praktiziere, ist das richtig. Für jemanden, der zum ersten Mal in
eine Yogastunde kommt, würde das ja implizieren, dass alles, was er
bisher gemacht hat, falsch gewesen ist. Yoga ist ein Weg zur Bewusstseinsentwicklung.
Das heißt jedoch nicht, dass es nicht auch andere Wege gibt und dass
Bewusstseinsentwicklung nicht auch ohne Yogapraxis stattfinden kann.
Yoga
ist ein Weg und das Ziel ist Selbstverwirklichung. Um zur Selbstverwirklichung
zu gelangen, muss jeder seinen eigenen, individuellen Weg finden (und gehen)
und dies gilt sowohl innerhalb des Yogasystems, als auch für andere
Wege der Bewusstseinsentwicklung. Daher gibt es letztlich auch nicht den
Yogaweg, sondern eben auch innerhalb des Yoga finden wir verschiedene Aspekte
und Schwerpunkte, die den Menschen gemäß seinem jeweiligen Charakter
ansprechen wollen.
Und
wenn wir nun zurückkehren zu unserem Satz...
Ich
finde diesen Satz noch in einer ganz anderen Hinsicht interessant, mehr
auf einer essentiellen Ebene: Letztlich ist es doch so, dass die Natur
der physischen Ebene die Handlung ist. Alles ist in ständiger Bewegung,
Veränderung, Transformation; es gibt kein Stillstehen. Manche Dinge
verändern sich für unsere Wahrnehmung nur langsam, andere wiederum
schneller, aber wie auch immer, alles ist Bewegung – und Bewegung ist Handlung.
Das bedeutet in einem tieferen Sinn für uns, dass wir letztlich auf
der physischen Ebene nicht Nichthandeln können. Wir können uns
im Grunde genommen nur entscheiden zwischen handeln oder handeln. Das heisst,
dass selbst wenn wir in einer bestimmten Situation uns entscheiden nicht
zu handeln, dass dies ebenfalls eine Handlung ist, da sich ja daraus auch
Konsequenzen ergeben.
Basierend
auf diesen Hintergrundgedanken kommt mir zuletzt noch die Inspiration einer
Modifizierung des eingangs benannten Satzes, die lautet: "Solange wir uns
innerhalb von Zeit, Raum und Ursache befinden, ist das Falscheste was wir
tun können, zu meinen, dass wir nichts tun können".
Und
wenn uns so bewusst wird, dass die Natur der physischen Ebene Handlung
ist und dass wir letztlich, solange wir uns auf dieser
Ebene
befinden, nur zwischen handeln und handeln entscheiden können, dass
es hier kein Nicht-Handeln gibt, dann bringt uns das zu einem wichtigen
Aspekt im Yoga – zu einer Definition von Yoga, die wir in der Bhagavad
Gita (II/50) finden und die besagt: "Yoga ist Geschicklichkeit im Handeln".
Geschicklichkeit vor allem auch in unserem alltäglichen Handeln ist
hiermit gemeint. Unser Alltag kann so zu Yoga werden. Und Yoga wird in
diesem Sinne zu einer Lebensphilosophie, zu einer Lebenshaltung, zu einem
Lebensweg.
Jaya
Ganesha
Interpretation
eines Mantras
Ein
Beitrag von Hanspeter Sperzel
jaya
ganesha, jaya ganesha, jaya ganesha, pahimaam,
shri
ganesha, shri ganesha, shri ganesha rakshamaam.
Immer,
wenn wir in der spirituellen Praxis mit der Übung beginnen, müssen
Hindernisse überwunden werden. Diese sind in vielfältiger Weise
präsent. So manche Alltagsbeschäftigung und so manche Leidenschaft
wird sich laut in den Vordergrund spielen, aber es ist wichtig, dass wir
uns konzentrieren und ganz zur Übung übergehen. Uns dies ins
Bewusstsein zu rufen, singen wir diese Zeilen. Dies lässt sich auch
symbolisch in der Gestalt Ganeshas darstellen, einem
Elefanten,
der alle Hindernisse beseitigt.
sharavanabhava,
sharavanabhava, sharavanabhava pahimaam,
subramanya,
subramanya, subramanya rakshamaam.
Als
weitere Hindernisse auf dem spirituellen Weg erweisen sich negativ besetzte
Emotionen wie Gier, Zorn und Hass. Sich dieser bewusst zu werden, sie zu
erkennen, wenn sie auftreten und sie zu bekämpfen, dienen diese Zeilen.
Sie erinnern uns an unsere Unvollkommenheit und ermutigen uns zu weiterer
Übung. Unvollkommenheit ist menschlich, Vollkommenheit ist göttlich.
Als Menschen müssen wir unsere Unvollkommenheit, unsere Fehler annehmen.
Nur so gewinnen wir die Möglichkeit, diese in der Übung zu beseitigen.
jaya
saraswati, jaya saraswati, jaya saraswati pahimaan,
shri
saraswati, shri saraswati, shri saraswati rakshamaam.
Auf
dem spirituellen Pfad ist die Fähigkeit für neue Erfahrungen
und Fähigkeiten offen zu sein besonders wichtig. Diese Neuheiten,
die sich in Kunst, Wissenschaft und Wirtschaft, oder anders gesagt, in
jeglichem Tun ausdrücken, werden durch Saraswati symbolisiert. Alles
Schöne, alle Harmonie und vor allem die Fähigkeit, Wesentliches
von Unwesentlichem zu unterscheiden, werden in diesem Vers dargestellt
und der Schüler wird aufgefordert, sich hierin zu schulen.
Jaya
guru shiva guru hari guru ram, jagad guru param guru sat guru shyam
Om
adi guru advaita guru ananda guru om
Chid
guru chidgana guru chinmaya guru om
Der
spirituelle Weg ist für jeden Schüler ein Weg ins Ungewisse,
und auch der Glaube an die Überlieferung und ein Verankertsein in
der Kultur kann diese Unsicherheit nicht auslöschen. Hier kann und
sollte der Schüler Zuflucht nehmen bei eine Menschen, der diese Hindernisse
bereits überwunden hat und somit über die Erfahrung verfügt,
helfen zu können. Neben einem lebenden Lehrer, der direkt Einfluss
nimmt durch seine Anwesenheit, kann ein Guru auch eine historische Figur
sein, deren Leben und Wirken der Schüler studiert und nachahmt.
Hare
rama hare rama rama rama hare hare,
hare
krishna hare krishna krishna krishna hare hare
In
diesen Zeilen wird die Welt besungen, wie sie in der geschauten Wirklichkeit
sich darstellt, als eine Welt, in der Frieden, Harmonie und Seligkeit sich
in den Formen und Gestalten aller Dinge ausdrückt. Diese Fülle
drückt sich aus in Krishna und Rama, den menschlichen Verkörperungen
von Vishnu, der erhaltenden Kraft. Diese Welt ist eine gute und eine schöne
Welt, wenn der Schüler lernt, sie mit den Augen Krishnas zu sehen
und wenn er lernt, sich dieser Kraft ganz und ohne Vorbehalt anzuvertrauen.
Om
namah shivaya
Diese
Welt ist in einem ständigen Werden und Vergehen begriffen. Und so
wie diese Welt wandelt sich jeder Mensch in der Zeit und ständig werden
neue Eindrücke und neue Motivationen auftauchen, die den Schüler
in Anspruch nehmen. Dieses Mantra mahnt, im Üben beständig zu
sein und sich nicht vom eigentlichen Weg abbringen zu lassen. Nur so überwindet
der Schüler die Hindernisse und nur so wird er sich seinem Ziel beständig
nähern. Die Welt verändern zu wollen ist leicht im Vergleich
mit dem Anspruch, sich selbst zur Vollkommenheit zu schulen. Wir als Übende
wählen den langen Weg der Selbstfindung im Wissen, dass die Welt uns
folgen wird, wenn wir unser Ziel erreicht haben.
Om
namo narayanaya
Der
Mensch ist auf dieser Welt nicht nur ein Schauspieler, der ein vorgefertigtes
Drehbuch umsetzt, sondern ist als Teil des Ganzen gestaltend und verantwortlich
im Rahmen seines ”in-der-Welt-seins”. Das Göttliche manifestiert sich
nicht nur in ihm, sondern in allen Wesen und Dingen, in allen Vorstellungen
und Handlungen. Und damit alle diese in Harmonie und Frieden nebeneinander
bestehen können, ist neben ethischem Verhalten auch das Verstehen
und Begreifen dieser Wesenheit der Welt wichtig. Dies wird symbolisiert
in Narayana, einem anderen Namen von Vishnu, der Verkörperung von
Güte, Mitgefühl und Barmherzigkeit.
Om
namo bhagavate vasudevaya
Doch
bleibt es bei allem Streben, bei allem Gestalten, Dienen und Voranschreiten
auch wichtig, zu leben. Und Leben bedeutet, sich ein Gefühl für
Schönheit und Freude, für Heiterkeit und Gelassenheit zu erhalten
und dieses auch zuzulassen, wenn es an der Zeit ist, dies zu leben. Nur
im Streben zu sein ist ebenso falsch wie nur und ziellos zu leben. Es bedarf
viel Übung und Erfahrung, sein Leben zu leben und in dieses, harmonisch
und stimmig, sein Streben nach Entwicklung und Vollkommenheit einzufügen.
In den Geschichten um Krishna (Vasudeva) wird uns ein solches vollendet
gestaltetes Leben gezeigt.
Shri
ram jaya ram, jaya jaya ram
Das
sich einlassen auf den spirituellen Weg gleicht häufig einer Reise
ins Unbekannte, denn kein Schüler kann eine fassbare Vorstellung entwickeln
darüber, wohin ihn dieser Werg führt. Selbst die großen
Meister betonen in ihren Werken immer wieder die Paradoxie jener Erfahrung,
die wir Selbstverwirklichung nennen. Hier muss der Schüler bemüht
sein, in Unkenntnis der Wirklichkeit seine ethischen Ideale und Vorstellungen
sehr hoch anzusetzen, um allen möglichen Anforderungen gerecht zu
werden.
Krishnam
vande jagad gurum shri, krishnam vande jagad gurum
Dieses
Mantra, dass den Weltenlehrer Krishna grüßt, erinnert an die
Lehren der Bhagavad Gita. In den Lehrreden Krishnas an seinen Freund und
Schüler Arjuna wird das Lehrsystem des Yoga in seiner ganzen Fülle
ausgebreitet. Wir rufen uns mit diesen Zeilen in Erinnerung, dass das Studium
der heiligen Schriften immer wieder aufs neue zu Erkenntnissen führen
wird und dass dies unabdingbar eine Grundhaltung auf dem Weg darstellt.
Anandoham
anandoham anandambrahm anandam
Jedes
Wesen und jedes Ding und so auch der Mensch ist ein Kind des Universums,
trägt in sich göttliche Züge und hat Anteil an jenem Einen,
dass alles bedingt und alles in sich trägt. Dieses Wissen gibt uns
die Ruhe und die Kraft, beständig zu sein und die Beschwerlichkeiten
auf uns zu nehmen, die auch dieses Leben für uns bereit hält.
Wir fühlen diese Wesenheit in unserer Mitte, einem Gefühl der
unendlichen Ruhe, das besonders in der Stille der Meditation wahrnehmbar
ist und das wir Wonne nennen: Ananda
Om
namah shivaya
Dieses
Mantra, erneut und zum Schluss rezitiert, bekräftigt nochmals, alle
Hindernisse überwinden zu wollen und betont unsere Bereitschaft, uns
einzulassen auf die Unbequemlichkeiten dieses langen Weges. Shiva steht
auch für das Prinzip der Wandlung, der alle Dinge unterworfen sind.
Als Mensch können wir uns dieser Wandlung widersetzen und leiden,
oder uns der Notwendigkeit der Wandlung bewusst sein, ihr folgen und ein
relativ glückliches Leben führen.
Being
A Christian Yogi
Ein
Bericht von Daniela Shankari Zeller
In
den letzten Jahren kann bei den großen Kirchengemeinden in der westlichen
Welt, in Deutschland ist die katholische und evangelische Kirche im besonderen
davon betroffen, eine rapide Abnahme der Zahl der Kirchenmitglieder beobachtet
werden. Immer mehr Menschen treten aus den Kirchengemeinden aus, viele
bleiben konfessionslos, manch andere schließen sich kleinen religiösen
Gemeinden, Gruppen, östlichen Traditionen oder auch Sekten an. Worin
liegen die Gründe für eine derartige Entwicklung?
(Traurige)
Tatsache ist, dass ein Großteil der Menschen in den Industrienationen
religiösen Aspekten nur wenig oder gar keine Bedeutung beimessen,
und dass Religiosität im Leben, was soviel bedeutet wie das Leben
von Religion im Sinne von Rückverbindung (lat.: re-ligere), im wahrsten
Sinne des Wortes ein Buch mit sieben Siegeln ist. Der tiefere Sinn von
religiösen Traditionen und Ritualen geht immer verloren, religiöse
Fest- und Feiertage verlieren ihre wirkliche Bedeutung, haben ihren Wert
vor allen Dingen darin, dass sie arbeitsfreie Tage sind, oder werden zu
Konsumzwecken missbraucht. Religion wird hohl und inhaltslos, bietet wenige
praktische Anwendbarkeit, wird beschränkt auf eine Stunde sonntäglichen
Gottesdienst, wenn überhaupt.
Ich
selbst fand mich als Kind/Jugendliche in solch einer Situation: Obwohl
in der christlich-katholischen Tradition erzogen, fand dies nur dem Namen
nach statt, ohne dass ich einen Zugang zu einem wirklichen religiösen
Leben gefunden hätte, oder dass mir dieses von Seiten der Familie,
der Kirche oder schulischen Erziehung vermittelt worden wäre. Dies
änderte sich für mich erst, als ich Zugang zur Lebensphilosophie
des Yoga fand.
Dieser
Aufsatz ist die im Herbst 1996 verfasste Abschlussarbeit einer 1 ½
- jährigen, sowohl praktischen als auch theoretischen, intensiven
Auseinandersetzung mit Yoga in all seinen Aspekten. (Anmerkung: Der Aufsatz
wurde damals in Englisch verfasst und ich habe den Titel dabei belassen).
Heute
ist es unter Wissenschaftlern auf dem Gebiet der Theologie eine allgemein
akzeptierte Tatsache, dass Jesus Christus der Gemeinschaft der Nazarener
angehörte, welche ein Zweig der Essener Glaubensgemeinschaft war (aus
diesem Grunde müsste sein Beiname "Jesus von Nazareth" korrigiert
werden zur wohl richtigeren Bezeichnung "Jesus der Nazarener", da zudem
keinerlei Hinweise gefunden werden können, dass ein Dorf namens Nazareth
in Jesus' Tagen existierte).
1974
wurden in den Höhlen der Quaratania-Bergen über dem Toten Meer
Pergamenthandschriften und Papyrusrollen entdeckt, welche nachweisliche
Überreste einer großen Schriftensammlung dieser religiösen
Gemeinschaft der Essener sind. Obwohl die Schriften bis heute noch nicht
vollständig übersetzt und ausgewertet worden sind, kann man eine
große Ähnlichkeit zwischen der Lehre der Essener und der Lehre
Jesu finden. Besonders interessant ist, dass sich die meisten der Jesus
Christus in der Bergpredigt zugeschriebenen Seligpreisungen schon in diesen
Schriftrollen vom Toten Meer finden, welche teilweise schon mehrere Generationen
vor Jesus Leben verfasst worden sind! Hier stellt sich die Frage nach dem
Ursprung dieser Lehren. Lassen sie sich noch weiter zurückführen
als bis zur Glaubensgemeinschaft der Essener?
Wenn
wir einen Blick auf das Leben Jesu werfen, wie es von der orthodoxen Kirche
dargestellt wird, fällt auf, dass über die 18 Jahre von seinem
12. Lebensjahr bis zum 30. Lebensjahr keinerlei Aussagen gemacht werden.
Wo hat Jesus Christus diese Jahre verbracht? Wissenschaftler haben versucht,
seinen Spuren zu folgen und es lassen sich tatsächlich selbst nach
fast 2000 Jahren Hinweise finden, dass Jesus Christus diese 18 Jahre in
Indien verbracht haben könnte. Was bewog ihn, diesen (für damalige
Verhältnisse) langen Weg von Palästina nach Indien zurückzulegen?
Einige
Wissenschaftler fanden in Indien nicht nur Hinweise auf Jesus Christus,
sondern auch auf Moses. Aufgrund von Nachforschungen wurde die Hypothese
aufgestellt, dass sich "das Land der Väter", das "Gelobte Land", in
Indien, genauer noch im heutigen Kaschmir befand und dass Abraham, der
Stammvater der Hebräer, einst aus Indien ausgezogen ist, um sich in
Palästina anzusiedeln. Sollte dies der Wahrheit entsprechen, dann
wäre der Ursprung der zwölf Stämme Israel mit all seinen
Sekten und Glaubensrichtungen, die sich im Laufe der damaligen Zeit entwickelt
hatten (wie z.B. die Essener und Nazarener) in Indien zu finden!
Doch
nun nochmals zurück zu den Schriftrollen vom Toten Meer: Der bedeutendste
Fund ist eine Lederrolle mit den Vorschriften für die Glaubensgemeinschaft,
welche detaillierte Ausführungen über das Gedankengut und die
Lebensweise der Essener liefert. Auch werden besondere Fertigkeiten wie
Hellsehen, Hellhören, Weissagungen etc. beschrieben, die durch die
Einhaltung bestimmter Disziplinen erlangt werden können. Hierbei fällt
die Übereinstimmung mit den im Yoga-System bekannten Siddhis auf,
die ebenfalls durch eine Ausrichtung der Lebensweise nach bestimmten Richtlinien
erlangt werden können. Die "Wunder", die Jesus den biblischen Berichten
zufolge bewirkte und die in der katholischen Kirche als Beweise angesehen
werden, dass er der erwartete Messias – der Erlöser – ist, können
alle erklärt werden mittels der Wissenschaft des Yoga. Befasst man
sich eingehender mit den Schriften des Yoga, wie etwa mit der Bhagavad
Gita, den Yogasutren des Patanjali und der Hatha Yoga Pradipika, so findet
man dort klare Antworten auf die Frage, wie solche "Wunder" möglich
sind. Tatsächlich wurden derartige Fähigkeiten im alten Indien
nicht als einzigartig bzw. als nur einer Person gegeben angesehen. Vielmehr
waren und sind solche Fähigkeiten unter Menschen zu finden, die ein
ernsthaftes Yoga-Leben führen, mit all seinen Übungen und Disziplinen
auf allen Ebenen des Seins. Es ist daher von besonderem Interesse, die
Übereinstimmung und Parallelen zu erkennen, welche zwischen den Lehren
der Essener, den Lehren Jesu und den Lehren der alten Yoga-Rishis bestehen.
Jedoch
sollte man dabei im Auge behalten, dass die Evangelien des Neuen Testaments
zum einen kein authentischer Bericht über das Leben Jesu sind, sondern
erst viele Jahre später (man schätzt zwischen 70 n. Chr. und
Anfang des zweiten Jahrhunderts) aufgezeichnet worden sind, und dass diese
Texte im Laufe der letzten Jahrhunderte mehrfach übersetzt und "überarbeitet"
worden sind, im Sinne einer Angleichung der Lehren an die Meinungen und
Auslegungen der jeweils gerade herrschenden Obrigkeit der katholischen
Kirche, welche ja bekannterweise schon immer eine führende Macht war
und ist.
Es
kann davon ausgegangen werden, dass nur wenige Textstellen der Evangelien,
so etwa die Gleichnisse und die Bergpredigt, wirklich Jesus Christus zugeordnet
werden können, wobei einzig noch im Johannes-Evangelium Hinweise auf
die wahren Vorgänge um Jesus, besonders bei der Kreuzigung, gefunden
werden können. Umso größere Bedeutung haben die über
die Jahrhunderte hinweg unverfälscht gebliebenen authentischen Originalschriften
der Essener, sowie einige der noch vorhandenen apokryphen Texte, welche
Rückschlüsse auf das wirkliche Leben und Wirken Jesu zulassen,
wobei es leider auch hier hinreichend Beweise gibt, dass selbst heutzutage
noch aus Interessens- und Machtgründen Wissen zurückbehalten
oder verschleiert wird bzw. verfälscht an die Öffentlichkeit
weitergegeben wird.
Selbst
das heutige, von Rom aus propagierte Christentum ist immer noch zu weiten
Teilen geprägt von starren Dogmen, die jegliche praktische Einbeziehung
in das tägliche Leben missen lassen. Jesus selbst nimmt dazu ganz
deutlich Stellung, wenn er über diejenigen spricht, die nur nach den
Buchstaben leben, die Gesetze aber nicht im täglichen Leben, der jeweiligen
Situation entsprechend, anwenden. Auch bei den Yoga-Rishis wird Wissen,
dass aus Büchern gewonnen wird "nur" als "niederes Wissen" angesehen,
wohingegen Wissen, dass durch Erfahrung gewonnen wurde, als "höheres
Wissen" betrachtet wird. Das soll nicht implizieren, dass Wissen, das aus
Büchern gewonnen wird, nicht wertvoll ist, jedoch hat das Wissen durch
Erfahrung einen anderen Stellenwert, da wir diese Art von Wissen sozusagen
verinnerlicht haben. Und dieses Wissen durch Erfahrung kann nur durch praktische
Anwendung der Lehren erlangt werden.
An
diesem Punkt möchte ich nun einige der zentralen Aussagen der Lehre
Jesu mit den Lehren des Yoga-Systems, wie sie in der Bhagavad Gita von
Lord Krishna offenbart werden, vergleichen.
In
diesem Zusammenhang ist die semantische Ähnlichkeit der Namen "Krishna"
und "Christus" unsere Aufmerksamkeit wert. So wird z.B. in der bengalischen
Umgangssprache anstatt "Krishna" auch oft "Krista" verwendet. Im Brahmavaivarta
Purana finden sich verschiedene Bedeutungen für das Wort "Krishna",
unter anderem: "Krsna – universaler Geist". Hier können wir eine Parallele
finden zum Christusbewusstsein, als die höchste Intelligenz Gottes,
welche die ganze Schöpfung durchdringt.
Das
Leben Krishnas und das Leben Christi haben nicht nur in geistiger Beziehung
große Ähnlichkeit, es finden sich auch viele Parallelen in ihren
persönlichen Leben, wie sie uns überliefert sind. Krishna lebte
sehr wahrscheinlich etwa 3000 Jahre vor unserer Zeitrechnung. Sowohl Krishna
als auch Christus wurden von frommen, gottesfürchtigen Menschen geboren.
Krishnas Eltern wurden von König Kamsa verfolgt; die Eltern Jesu wurden
von König Herodes bedroht. Krishna war während seiner Jugend
Kuhhirte; Jesus wurde mit einem guten Hirten verglichen. Krishna besiegte
den Dämon Kaliya; Jesus siegte über Satan. Krishna war ein König;
Jesus wurde "König der Juden" genannt. Jesus hatte Jüngerinnen
– Maria, Martha und Maria Magdalena – die ihn unterstützten und eine
wichtige Rolle in seiner Mission spielten; Krishnas Jüngerinnen waren
Radha und die anderen Gopis, welche ähnliche Rollen erfüllten.
Krishna wurde durch den Pfeil eines Jägers tödlich verwundet;
Jesus wurde an das Kreuz genagelt. Das Schicksal beider wurde in den heiligen
Schriften vorausgesagt. Jesus Christus und Bhagavan Krishna schenkten der
Welt zwei der größten Bücher aller Zeiten. Die Bhagavad
Gita und das Neue Testament offenbaren die höchste Wahrheit und sind
erhebende heilige Schriften.
Sowohl
Krishna als auch Jesus lehrten, dass es eine höchste Wirklichkeit
gibt. Während Krishna die Bezeichnung "Brahman" verwen-det, spricht
Christus von "Gott". Die Terminierung mag differieren, jedoch steht beides
für das Unvergängliche, das Höchste. Auch finden wir in
diesem Zusammenhang identische Aussagen über die Dreieinigkeit, in
die Gott oder Brahman sich aufteilte, als Er diese Schöpfung ins Leben
rief. Im Hinduismus ist diese Dreieinigkeit bekannt als OM TAT SAT; im
Christentum als Vater, Sohn, Heiliger Geist.
Über
die kosmische Schwingung des OM sagt Krishna: "Ich bin das OM (pranava)
in allen Veden, der Laut im Äther ..." (BG VII, 8) und in den Veden
finden wir die folgenden Worte: "Im Anfang war der Schöpfergott; nach
ihm kam das Wort. Das Wort war in Wahrheit Brahman."
Die
entsprechende Parallele hierzu findet sich im Johannes-Evangelium, wo es
heißt: "Im Anfang war das Wort und das Wort war bei Gott, und das
Wort war Gott" (Joh. 1.1).
In
der Bhagavad Gita betont Krishna, dass man den Früchten der Handlung
entsagen muss, um zur Vollkommenheit zu gelangen: "Nicht dadurch, dass
er überhaupt nicht mehr handelt, gelangt der Mensch zur Freiheit von
karmischen Fesseln ..." (BG III,4). "Keiner kann auch nur einen Augenblick
jemals völlig ohne Handeln sein, denn die Grundsätze der Natur
lassen jeden unwillkürlich handeln" (BG III.7). "Der im Yoga Geübte
hat der Frucht des Handelns entsagt, und so erlangt er vollkommenen Frieden
..." (BG V,12).
Er
zeigt uns auch, dass es nicht nötig ist, der Verantwortung eines weltlichen
Lebens zu entfliehen, sondern sagt im Gegenteil: "Wer aber die Sinne mit
dem Denken zu zügeln sich anschickt und ohne anhaften mit den tatorientierten
Kräften des Yogas des Handelns übt, der ist vorzüglich"
(BG III,7).
Das
Ziel hier ist, dass der Mensch seine Pflichten im täglichen Leben
erfüllt und dennoch im Bewusstsein Gottes lebt. Auch das Leben Jesu
gibt uns dieses Beispiel. Er ist vollkommen hingegeben an Gott, eins mit
Gott und doch ist er ganz und gar in seinem Handeln präsent. In der
Bergpredigt zeigt Jesus Mittel und Wege, wie sich durch unser Handeln die
Wahrheit Gottes in uns offenbaren kann.
Sowohl
in der Bibel als auch im Yoga finden wir dieselben ethischen und moralischen
Lehren. Die zehn Gebote des Christentums finden in den yamas und niyamas
des Ashthanga Yoga Systems ihre Entsprechung. In beiden Lehren bilden sie
die Grundlage für ein religiöses Leben und in der Gita wird gesagt:
"Wer die Gebote der heiligen Schriften missachtet und seinen Begierden
folgt, erlangt weder Glück noch Vollkommenheit, noch erlangt er das
höchste Ziel" (BG XVI,23).
Reinkarnation,
die Wiederverkörperung des Bewusstseins, bildet die Grundlage der
meisten östlichen Religionen und auch einiger westlicher Philosophiesysteme.
Die Lehre der Wiedergeburt wird von Krishna in der Bhagavad Gita eingehend
erläutert. Gibt es auch hierzu Parallelen in der Lehre Jesu?
Tatsächlich
war der Reinkarnationsglaube in den frühen christlichen Gemeinden
noch selbstverständlich, bis er im Jahre 553 auf dem 5. Ökumenischen
Konzil von Konstantinopel zum Irrglauben erklärt wurde. Im Alten und
Neuen Testament gibt es etliche Stellen, die sich ganz eindeutig auf die
Wiedergeburt beziehen, die jedoch kaum beachtet oder auf andere Art und
Weise interpretiert werden. So endet das Alte Testament mit einer Prophezeiung,
welche die Wiedergeburt Elias ankündigt: "Siehe, ich sende euch den
Propheten Elias ...(Mt. 3,23). Bei Lukas lesen wir, dass ein Bote dem Zacharias
die Geburt eines Sohnes (Johannes der Täufer) ankündigt und von
dem gesagt wird, dass "er mit dem Geist und der Kraft Elia dem Herrn vorangehen
wird" (Lk 1,13 – 17). Jesus selbst sagt über Johannes den Täufer:
"... Denn alle Propheten und das Gesetz haben auf Johannes hin weisgesagt,
und wenn ihr es annehmen wollt: Es ist Elias, der kommen soll" (Mt 1,10
– 14). An anderer Stelle sagt Jesus: "Für wen halten die Leute den
Menschensohn?" (Mt 16,13). Bei der Erzählung vom Blindgeborenen, den
Jesus heilen soll, fragen die Jünger ausdrücklich: "Meister,
wer hat gesündigt, dieser oder seine Eltern, dass er blind geboren
ist?" (Joh 9). Dies Frage beinhaltet auch den Gedanken des Karma, das Gesetz
von Ursache und Wirkung, wo die Taten eines vorhergehenden Lebens sich
auf das darauffolgende Dasein auswirken.
Es
wird gelehrt, dass derjenige, der vollkommen geworden ist, nicht mehr auf
die Erde zurückzukehren braucht. Alle, die ihre Wünsche überwunden
haben, werden eins mit Gott. Das meinte Christus mit den folgenden Worten:
"Wer überwindet, den will ich machen zum Pfeiler in dem Tempel meines
Gottes, und er soll nicht mehr hinausgehen (Offenbarung 3,12)." In der
Bhagavad Gita gibt uns Krishna ein ähnliches Versprechen: "Wenn er
alle Begierden aufgibt, lebt der Mensch vom Verlangen frei; frei von Besitzstreben,
frei vom Ich-Bewusstsein, erlangt er Frieden" (BG II,71). "Dies ist der
Brahman-Zustand. Wer ihn erlangt hat, ist nicht verwirrt. Wer gar in seiner
Todesstunde darin verweilt, erreicht das Verlöschen im Brahman" (BG
II,72). Hier wird gelehrt, dass es unsere Wünsche sind, die uns zur
Erde zurückziehen und ehe wir unsere Wünsche nicht überwunden
haben, können wir nicht zu Gott zurückkehren.
Desweiteren
finden sich Übereinstimmungen in den Anweisungen zu den Themen Ernährung,
Reinigung und Fasten. Im Yoga wird eine vegetarische Ernährungsweise
empfohlen, und auch Jesus sagt im Essener Friedensevangelium: "Tötet
weder Mensch noch Tier, noch die Nahrung, die Euer Mund aufnimmt. Denn
wenn Ihr lebendige Nahrung esst, wird sie Euch beleben, aber wenn ihr Eure
Nahrung tötet, wird Euch die tote Nahrung ebenfalls töten." In
dieser Aussage kommt auch eines der zehn Gebote zum tragen: Du sollst nicht
töten, und es wird das Yama Ahimsa, die Gewaltlosigkeit erfüllt.
Desweiteren spricht Jesus: "Wenn Ihr wollt, dass das lebendige Wort Gottes
und seine Macht in Euch eindringen kann, dann beschmutzt nicht Euren Körper
und Euren Geist; denn der Körper ist der Tempel des Geistes, und der
Geist ist der Tempel Gottes. Darum reinigt den Tempel, damit der Herr des
Tempels darin wohnen und einen Platz einnehmen kann, der seiner wert ist.
Erneuert Euch und fastet." Auch im Yoga System wird großer Wert auf
die Reinigung von Körper, Geist und Seele gelegt und das Fasten ist
ein wesentlicher Bestandteil der vielen Reinigungstechniken, denn auch
im Yoga wird der Körper als ein Tempel Gottes betrachtet. Das Ashtanga
Yoga System beschreibt 104 Mala Sodhanas, 104 Reinigungstechniken, welche
dabei helfen, den Körper zu einem wirklichen Tempel zu machen, damit
sich das Göttliche in uns offenbaren kann.
Viele
weitere Übereinstimmungen zwischen den Lehren Jesu und der Lehre des
Yoga können gefunden werden und es ist die Mühe wert, sich mit
den Aussagen dieser beiden großen Philosophien zu befassen, die in
so vielen grundsätzlichen Fragen identische Meinungen vertreten. Für
einen Christen können die Überlieferungen und Methoden des Yoga
zu einem Schlüssel werden für eine neue Dimension im christlichen
Glauben, für ein besseres Verständnis der ursprünglichen
Lehre Jesu und sie können die Grundlage bilden für ein wahres
christliches Leben, das in jedem Augenblick des Seins im Hier und Jetzt
praktiziert werden kann.
Die
sechs indischen Philosophiesysteme
Ein
Beitrag von Sukadev
Die
sechs Philosophiesysteme werden auch als Darshanas bezeichnet. Darshan
heißt wörtlich Sichtweise. Man könnte es auch durchaus
mit Weltanschauung übersetzen. Aber es ist eine Sichtweise, es ist
nicht die absolute Wahrheit.
Jedes
Philosophiesystem ist nur ein Versuch, die Wahrheit zu beschreiben. Eigentlich
kann man die Wahrheit nicht in Worte fassen. Sie kann nur direkt erfahren
werden. Wenn man sie erfahren hat und anderen vermitteln will, muss man
erneut Worte oder Bilder gebrauchen, was wiederum begrenzend ist. Daher
gibt es auch sechs Darshanas mit unterschiedlichen Standpunkten, die jedoch
aus indischer Sicht keine Widersprüche sind, sondern nur verschiedene
Sichtweisen der gleichen Wirklichkeit.
Jedes
Darshana ist ein Philosophiesystem, das versucht, Antworten zu geben auf
die großen Fragen: Was ist die Welt? Woher kommt die Welt? Was ist
der Mensch? Was ist Glück? Gibt es Gott? Was ist Gott? Was ist Leid?
Was ist das Ziel des Lebens? Und wie kommt man dorthin? Wie kommt man zur
Befreiung?
Dies
sechs Darshanas heißen:
1.
Purva Mimamsa
2.
Vaisheshika
3.
Nyaya
4.
Samkhya
5.
Yoga (im engeren Sinn, bezogen auf das Yoga-System von Patanjali)
6.
Uttara Mimamsa (= Vedanta)
Purva
Mimamsa
Purva
Mimamsa ist eine theistische Philosophie. Gott hat die Welt geschaffen.
Das Ziel des Lebens ist es, in den Himmel zu kommen. Zu vermeiden gilt
es, in die Hölle zu kommen. Um in den Himmel zu kommen, muss man Punyas
ansammeln, Verdienste, und Papas, Sünden, vermeiden. Durch Papas zieht
man erstens schlechtes Karma auf sich, zweitens kommt man in die Hölle
und drittens wird man im nächsten Leben sehr schlecht wiedergeboren.
Wenn man dagegen Punyas sammelt, erwirbt man künftiges Vergnügen,
kommt in den Himmel und das nächste Leben ist um so besser. Diese
Philosophie ist in Indien wohl am verbreitetsten.
Sie
ist etwas differenzierter als die christliche Himmel- und Hölle-Philosophie,
wo man auf ewig in die Hölle oder in den Himmel kommt, wobei es eigentlich
keinen Sinn macht, dass ein Leben von durchschnittlich 70 oder oft auch
weniger Jahren darüber bestimmen soll, dass man Trillionen von Jahren
in der Hölle braten soll. Könnte so etwas ein liebender Gott
wollen? - Das kann wohl nicht sein.
Man
muss natürlich wissen, dass die Christen früher geglaubt haben,
dass die Welt erst ein paar tausend Jahre existiert und bald untergehen
würde. So gesehen dauert die Ewigkeit auch gar nicht so lange.
Aber
die Inder sind schon immer davon ausgegangen, dass es Trillionen von Trillionen
von Trillionen von Leben gibt, und da ist die Ewigkeit schon sehr lange.
Purva
Mimamsa beschreibt sowohl positive als auch negative Handlungen im täglichen
Leben und beinhaltet auch ethische Gesichtspunkte. Wenn man anderen hilft,
ist es Punya, wenn man andere schädigt, ist es Papa. Darüber
hinaus gibt es alle möglichen Reinheitsvorschriften. Beachtet man
sie, gibt es Punya, andernfalls Papa. Daneben gibt es einige Handlungen,
die man unbedingt ausführen muss und die weder Punya noch Papa sind;
unterlässt man sie jedoch, dann gibt es Papa. Führt man sie hingegen
verstärkt aus, gibt es Punya.
Aber
es bezieht sich auch noch auf etwas anderes. Wenn man etwas Bestimmtes
erreichen will, kann man vorgeschriebene Rituale dafür machen. Angenommen,
man will reich werden -, gut, eine Möglichkeit wäre, fleißig
zu arbeiten -, die andere, bestimmte Rituale dafür zu machen.
Dabei würde man Lakshmi auf eine bestimmte Weise verehren, eine Yajna
(Opferzeremonie), Tapas (Askeseübungen) und so weiter machen, dann
wird Lakshmi einen segnen und man wird reich.
Oder
angenommen, man will ein Kind haben, dann muss man bestimmte Pilgerreisen
machen, vorgeschriebene Mantras wiederholen, den Brahmanen eine gewisse
Anzahl Kühe schenken, Almosen oder Hospitäler für Arme stiften.
Wenn man das auf richtige Weise macht, bekommt man das Kind.
Oder
man will heiraten und findet keinen passenden Partner oder der Mann, den
man gerne haben will, ist schon vergeben oder möchte nicht oder die
Familie weigert sich, dann gibt es bestimmte Rituale, den Mann in sich
verliebt zu machen, alle Hindernisse verschwinden zu lassen und schließlich
die Heirat herbeizuführen.
Wenn
man schlechte Taten vollbracht hat und nach einiger Zeit von Gewissenskonflikten
geplagt wird, gibt es bestimmte Bußübungen, die, je nachdem,
um welche Tat es sich handelt, ganz genau vorgeschrieben und auch recht
drastisch sind. Es kann sein, dass man zwei Jahre in die Einöde gehen
und 12 Stunden am Tag Askeseübungen machen muss. Oder man muss sein
ganzes Vermögen den Armen zur Verfügung stellen oder sich vier
Jahre als Diener im Tempel verdingen. In gewisser Hinsicht ist das durchaus
eine kluge Weise, mit Schuld umzugehen, wenn man die Tat wirklich bereut.
Aber
es kann auch zu Scheinheiligkeit und Berechnung führen, dann nämlich,
wenn wir es bewusst in Kauf nehmen, etwas Unrichtiges zu tun, Nutzen davon
haben und anschließend einfach ein paar Bußübungen machen,
um kein schlechtes Karma bekommen.
Diese
Praxis hat Ähnlichkeit mit bestimmten Formen des katholischen Christentums,
wobei die Bußen dort relativ harmlos waren, und am Schluss werden
einem die Sünden vergeben.
In
der Bhagavad Gita liest man oft von Papa, Sünden. Gerade im ersten
Kapitel spricht Arjuna davon, denn er hat große Angst, Sünden
auf sich zu laden. Und Krishna sagt zum Schluss:
Sarvadharmam
parityaja
Mam
ekam sharanam vraja
Aham
twa sarvapapebhyo
Mokshaishyami
ma suksha
Papa
ebhyo = ich befreie dich von allen Sünden, sorge dich nicht
Krishna
wendet sich in der Bhagavad Gita anfangs noch recht diplomatisch, später
ganz entschieden gegen diese Philosophie, während Arjuna ihr zunächst
anhängt. Wörtlich sagt er: „Blumige Worte finden die Weisen,
die an den rühmenden Worten der Veden Gefallen finden, oh Arjuna,
und sagen, es gibt nichts anderes. Sie sind voller Wünsche. Der Himmel
ist ihr Ziel und das Ergebnis ihres Tuns ist neuerliche Geburt. Sie schreiben
verschiedene Methoden mit einer Überfülle von bestimmten Handlungen
vor, um Vergnügen und Macht zu erlangen. In Menschen, die an Vergnügen
und Macht hängen und deren Geist durch solche Lehren gelenkt wird,
bildet sich nicht diese Bestimmtheit, die stets auf Meditation und Samadhi
ausgerichtet ist.“
Letztlich
mag es sein, dass die Mimamsa-Philosophie bestimmten Naturgesetzen folgt,
aber laut Krishna geht es ihren Anhängern nicht wirklich darum, die
Selbstverwirklichung zu erreichen. Sie kommen zwar in den Himmel, erreichen
vielleicht Macht und Vergnügen, aber es führt nicht zur Befreiung,
sondern in die Verhaftung hinein. Man hat ja nichts davon, wenn man reich
wird. Ob wir nun reich werden, indem wir vierzehn Stunden am Tag arbeiten,
sieben Tagen in der Woche ohne Pause oder ob wir dafür Rituale machen,
das Ergebnis ist das gleiche, nämlich Bindung.
Trotzdem,
das Purva Mimamsa-System hat durchaus auch seine Funktion. Es erklärt
bestimmte Funktionsweisen von Karma wie Ursache und Wirkung und Kompensation.
Und die verschiedenen Sühnerituale und Vorschriften können für
die Mehrheit der Menschen, die sich unter Befreiung nichts vorstellen können,
eine gute Motivation für ein ethisches Leben darstellen und helfen,
mit schwierigen menschlichen Problemen wie Schuld und Sühne, Gerechtigkeit,
Ärger usw. besser umzugehen und fertig zu werden.
Ein
paar Sachen könnte man auch durchaus in den Yoga integrieren. Es ist
sicher sinnvoll, irgendwie Buße zu tun, wenn man eine schlechte Handlung
begangen hat - am besten natürlich gegenüber dem betroffenen
Menschen. Man kann sich entschuldigen und versuchen, die Sache gutzumachen.
Manchmal ist das nicht möglich, entweder weil der Mensch so böse
ist, dass er einem nicht erlaubt, etwas zu tun oder weil er nicht in der
Nähe ist und man nichts mehr mit ihm zu tun hat. Dann kann man stattdessen
irgendeine Sühneübung dafür machen.
Und
auch in Bezug auf das Karma können wir von der Mimamsa Philosophie
lernen. Solange wir noch nicht so weit sind, vollständig egofrei zu
handeln, können wir uns wenigstens zu guten Handlungen motivieren,
indem wir uns sagen, Schlechtes kommt nur auf uns zurück. Und umgekehrt
lernen wir auch, nicht an anderen Rache zu üben. Im Alten Testament
heißt es: „ ‚Mein ist die Rache‘, spricht der Herr“. Jemand, der
eine schlechte Handlung ausführt, richtet sich selbst zugrunde. So
wie Jesus auch in einem der Evangelien sagt: „Es muss ja Übles kommen,
aber wehe dem, durch den es kommt!“ Wir müssen unser Karma ernten.
Wer uns gegenüber schlecht handelt, ist für uns zwar ein Diener
des Karmas, aber er selbst wird darunter leiden müssen, wenn er es
bewusst macht. Nicht umsonst sagt Jesus noch am Kreuz: „Vater, vergib ihnen,
sie wissen nicht, was sie tun“. Denn er wusste, für ihn war es vorbestimmt,
so zu sterben und er hat es auf sich genommen. Aber für die anderen,
die ihn ans Kreuz nageln, bringt es schlechtes Karma mit sich. Wir sollten
Mitleid mit denjenigen haben, die uns bestehlen oder ungerecht behandeln.
Sie richten sich selbst zugrunde und schaffen sich ihr eigenes Leiden.
Uns geben sie Gelegenheit zu wachsen und sind das Werkzeug dafür,
dass wir unser eigenes Karma ausarbeiten können. Wenn man das verstanden
hat, gewinnt man auch eine gewisse Gelassenheit.
Ich
muss zugeben, in meinem Leben gab es eigentlich nie Menschen, die sich
mir gegenüber besonders bösartig benommen hätten. Aber es
gab schon mal jemanden, der mich hinterrücks schlecht gemacht und
angeschwärzt hat, was auch Konsequenzen für mich hatte. Im ersten
Augenblick war ich natürlich schon ein bisschen ärgerlich, aber
ich habe auch intuitiv geahnt, dass auf ihn nichts Gutes zukommen wird.
Und es hat sich sehr schnell auf ihn ausgewirkt, ungefähr ein halbes
Jahr später, und für ihn zu einer ernsthaften Krise geführt.
Manchmal geht Karma sehr schnell. Manchmal braucht es auch ein, zwei oder
drei Leben dazwischen. Dann sind eben die Wirkungszusammenhänge nicht
so schnell zu erkennen. Auf dieser Ebene kann einem die Purva Mimamsa-Philosophie
durchaus behilflich sein.
Aber
vergessen wir nicht die Kritik, die Krishna übt: „Allein danach zu
handeln, führt uns nicht weiter.“ Und erinnern wir uns auch daran,
was Patanjali gesagt hat: Für den weltlichen Menschen ist Karma dreifach,
weiß, schwarz und grau. Für den spirituellen Menschen ist es
nichts davon. Für ihn gibt es einfach nur Aufgaben, die zu erledigen
sind. Es gibt weder Gutes und noch Schlechtes, es gibt kein Karma über
das wir uns freuen oder über das wir uns zu ärgern brauchen und
es gibt auch keine Handlung, die wir ausführen, damit es uns im späteren
Leben gut geht, sondern wir tun alles für andere Menschen oder als
Diener Gottes.
Vaisheshika
Vaisheshika
ist ein materialistisches Philosophiesystem, welches das Universum als
ein Zusammenspiel von Atomen, Kräften und Naturgesetzen ansieht und
auf logischem, eindeutigem, naturwissenschaftlichem Denken beruht.
Danach besteht die Welt aus sogenannten Anus, Atomen, und verschiedenen
Kräften, den Shaktis oder Energien.
Von
dieser Philosophie gibt es mehrere Richtungen. Die extremste sagt, es gibt
nur Materie. Auch die Seele ist ein Ausfluss der Materie. Lebensziel ist
es, sich zu vergnügen, wobei man die Rechte der anderen achten und
ihnen nicht schaden sollte, damit die Gesellschaft als Ganzes funktioniert.
Höheres Ziel gibt es keines. Leiden ist, wenn man körperliche
Schäden oder Krankheiten hat, seine Wünsche nicht befriedigen
kann oder mit anderen Meinungsverschiedenheiten hat.
Auf
dieser Ebene arbeiten weite Teile unserer materialistisch orientierten
Wissenschaft, obgleich beispielsweise die Physik in letzter Zeit davon
abgekommen ist, weil eben die physikalischen Gesetze letztendlich doch
nicht so funktionieren. Trotzdem bleiben die meisten anderen Wissenschaftszweige
weitgehend in diesem rein logischen Denken, insbesondere solche, bei denen
es eigentlich nichts zu suchen hätte, wie die Medizin und Psychologie,
die den Organismus rein materiell auffassen und alle anderen Gesichtspunkte
vernachlässigen.
Dennoch
hat die Vaisheshika-Philosophie durchaus auch ihren Platz, zum Beispiel
in der Anatomie, beim praktischen Handeln im Alltagsleben oder bei den
Hatha-Yoga-Übungen und ihren Wirkungen. Man darf die Naturwissenschaft
nicht einfach außer acht lassen. Auch als spiritueller Mensch sollte
man das logische Denken nicht nur auf die Unterscheidungskraft zwischen
dem Wirklichen und Unwirklichen beschränken, sondern sie auch im täglichen
Leben einsetzen, zum Beispiel, um eine Leiter zum Dachboden zu bauen oder
den Computer zu reparieren. Jemand hat mir mal gesagt, mit logischem Denken
könne man fast alle handwerklichen und technischen Probleme lösen.
Das war irgendwie ein Augenöffner für mich. Früher hatte
ich nämlich immer großen Respekt vor solchen Sachen. Zum Beispiel
stellte ich in Frankfurt fest, dass in Deutschland keine Lampen installiert
sind, wenn man eine Wohnung bezieht und da saß ich nun: Von den Decken
hingen immer drei Drähte herunter – warum eigentlich drei? In der
Schule hatte ich immer nur von Plus- und Minuspol oder Phase und Null gehört,
aber was mit dem dritten sein sollte ... – gut, aber mit Versuch und Irrtum
und logischem Schluss habe ich dann tatsächlich alle Lampen installiert
gebracht. Also Vaisheshika, logisches Denken, ist auch hilfreich, sowohl
für die Gesundheit als auch im praktischen und beruflichen Leben.
Wenn man Erfolg im Beruf haben will, sollte man sich nicht nur darauf beschränken,
Lakshmi zu verehren, sondern auch lernen, mit den notwendigen Instrumenten
umzugehen, um seine Arbeit gut ausführen zu können.
Nyaya
Unter
dem Begriff Nyaya sind zwei Philosophiesysteme zusammengefaßt, so
dass es eigentlich sinnvoller wäre, von sieben statt von sechs Philosophiesystemen
zu sprechen.
Eine
Variante von Nyaya ist das Philosophiesystem der Logik mit bestimmten logischen
Sätzen wie Schlussfolgerungen, Dialektik, usw., ähnlich der Logik
des Aristoteles. Man könnte sie auch als eine Unterphilosophie der
Vaisheshika-Philosophie bezeichnen, eine materialistisch-rationale Philosophie.
Die
zweite Variante von Nyaya ist eine stark Bhakti-orientierte, ausgesprochen
dualistische Philosophie der Hingabe. Gott hat die Welt geschaffen, durchdringt
sie ganz und macht alles. Gott und Mensch sind auf ewig getrennt. Der Mensch
ist in seinem wahren Wesen eine Seele, die niemals eins werden kann mit
Gott. Ursache des Leidens ist die Entfernung und Trennung von Gott. Ziel
des Lebens ist es, Gott möglichst nahe zu kommen. Der Weg dazu ist
bedingungslose Hingabe. Um diese Hingabe zu erzeugen, gibt es zahlreiche
spirituelle Praktiken.
Das
entspricht durchaus einer auch im Christentum verbreiteten Sichtweise.
Die
Hare-Krishna-Bewegung, die auch im Westen recht bekannt geworden ist, beruht
auf dieser Philosophie.
Bhakti
hat im Yoga natürlich auch einen großen Stellenwert, gerade
um das Ego zu überwinden und Hingabe zu üben. Man kann öfter
versuchen zu spüren, oh Gott, dein Wille geschehe, du machst alles,
ich allein kann nichts bewirken.
Samkhya
Samkhya
ist eine dualistische und atheistische Philosophie, in der eine ewige Dualität
zwischen Purusha und Prakriti postuliert wird und Gott nicht vorkommt.
Purusha
verhält sich zwar wie Gott, wird aber einfach als Bewusstsein bezeichnet.
Purusha
ist das Bewusstsein, die Seele, Prakriti ist die Welt. Purusha im Samkhya
entspricht Brahman im Vedanta oder Shiva im Tantra. Prakriti entspricht
Maya im Vedanta und Shakti im Tantra.
Purusha
und Prakriti waren von Anfang an und sind auf ewig getrennt, aber ursprünglich
war Purusha in sich selbst zufrieden. Es gab nur eine allumfassende, undifferenzierte
Prakriti, eine homogene unmanifestierte Mischung aus Sattwa, Rajas und
Tamas in vollkommenem Gleichgewicht. Solange die drei Gunas (Grundeigenschaften
der Natur) in vollkommenem Gleichgewicht sind, gibt es keine Schöpfung.
Nun
ist Purusha aus unerfindlichen Gründen nicht mehr in sich selbst zufrieden,
sondern sendet die Strahlen seines Bewusstseins in die Prakriti hinein,
um die Welt zu erleben. Und in dem Moment fängt Prakriti an, sich
zu verändern, aktiv zu werden, und der Schöpfungsprozess kommt
in Gang:
Purusha
Sattwa (Kausalwelt)
Prakriti
Rajas (höhere, mittlere, untere Astralwelt)
Tamas (Physische Welt)
Spandana
Parinama
Das
ganze Universum besteht nur aus Sattwa, Rajas und Tamas. Die erste Vibration
ist Spandana, die Urschwingung, durch die Sattwa, Rajas und Tamas durcheinandergebracht
werden und es entsteht Parinama, ständige Veränderung. Obgleich
Prakriti ewig von Purusha getrennt ist, ist sie Purusha untergeordnet.
Nur weil Purusha Prakriti erfahren will, bewegt sich Prakriti. Aber wenn
sie einmal in Bewegung versetzt ist, entspricht es ihrer Natur, sich ständig
zu bewegen. Dann entstehen die drei Grundwelten aus Sattwa, Rajas und Tamas.
Das kosmische Sattwa wird zum Mahat, zum kosmischen Geist, zum kosmischen
Ego, aus dem zahlreiche kleine Chittas entstehen. Rajas ist die Aufsplitterung
der Welt und das kosmische Tamas wird zur physischen Welt.
Die
sattwigste Welt ist die Kausalwelt, die rajasigste die Astralwelt, die
tamasigste die physische Welt. Alles in dieser Welt ist nur eine unterschiedliche
Zusammensetzung von Sattwa, Rajas und Tamas. Überall sind immer alle
drei Gunas vorhanden, allerdings in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen.
Samkhya
heißt wörtlich Aufzählung, Klassifikation. Die Samkhyas
klassifizieren alles auf jeder Ebene nach Sattwa, Rajas und Tamas.
Die
Astralwelt, die insgesamt relativ rajasig ist, kann man wieder un-terteilen
in drei Welten: die höhere Astralwelt, die der Vijnanamaya Kosha im
Vedanta entspricht, die mittlere Astralwelt, Manomaya Kosha, und die niedere
Astralwelt, Pranamaya Kosha. Die höhere Astralwelt hat einen höheren
Anteil an Sattwa, die mittlere mehr Rajas und die niederste, welche die
Verbindung zur physischen Welt darstellt, die Prana-Ebene, ist die tamasigste
davon.
Die
mittlere Welt, die rajasige, ist die emotionell-geistige Welt. Und hier
unterscheidet man wieder sattwige, rajasige und tamasige Emotionen. Tamasige
Emotionen wären zum Beispiel Angst, Traurigkeit, Depression, rajasige
Ärger, Wut, Unruhe. Sattwige Gefühle sind Liebe, Mitgefühl,
usw.
Nehmen
wir zum Beispiel das rajasige Gefühl Ärger. Nun kann man Ärger
wieder unterteilen in sattwigen Ärger, rajasigen Ärger und tamasigen
Ärger. Tamasiger Ärger ist, wenn man sich über etwas aufregt,
das in Wirklichkeit gar nicht so ist, also aus Täuschung heraus. Rajasiger
Ärger ist, wenn man sich ärgert, weil man etwas nicht bekommen
hat. Sattwiger Ärger wäre gerechter Zorn. Man sieht zum Beispiel,
dass irgendjemand ungerecht behandelt wird, ärgert sich darüber
und versucht, diesen Missstand abzustellen.
So
hilft Samkhya, alle Dinge immer weiter zu klassifizieren.
Samkhya
umfasst auch eine Theorie der Wahrnehmung, eine Theorie des Geistes und
differenzierte Beschreibungen, wie die Welt und die individuelle Seele
entstanden sind. Der philosophisch-theoretische Teil der Yoga Sutras von
Patanjali stammt überwiegend aus dem Samkhya-System.
Sehr
wichtig im Samkhya ist, alles befindet sich in Veränderung, in Parinama.
Aus
Prakriti entwickeln sich im Zuge der Aufspaltung lauter individuelle Chittas.
Um die Welt wirklich sehen zu können, nimmt Purusha ein individuelles
Chitta als Instrument an, denn mit einem kosmischen Gemüt würde
er sie nicht ausreichend erleben. Das ist genauso, wie wenn man einen Film
anschaut. Man identifiziert sich nie mit dem ganzen Film, sondern mit einer
oder zwei Rollen besonders. Und man bangt mit seinem Helden und freut sich,
wenn er am Schluss gewinnt. Wenn wir einen Film erleben wollen, müssen
wir ihn aus einer bestimmten Perspektive anschauen. Und so macht es auch
Purusha. Er identifiziert sich mit jedem dieser individuellen Gemüter
und manifestiert sich durch die einzelnen Chittas. Das Problem ist, dass
er dabei in Verhaftung und Identifikation gerät. Das individuelle
Asmita, Ich-Gefühl, beginnt, das Mögen und Nichtmögen, die
Verstrickung in Verhaftungen. Das ist die Ursache des Leidens.
Das,
was er eigentlich in sich selbst hat, nämlich Sein, Wissen und Glückseligkeit,
Sat-Chid-Ananda, sucht Purusha nun in der äußeren Welt. Er glaubt,
die Dinge in der Welt würden ihm Vergnügen, Ananda schenken,
er könne über seinen Geist Erkenntnis, Chid, gewinnen und auf
der physischen Ebene Dauerhaftigkeit, Sat, erlangen.
Aber
all das ist auf der physischen Ebene nicht möglich, weil sie in ständiger
Veränderung ist und nichts gleich bleibt. Das ist ein großes
Problem, denn Purusha ist ewig, und deshalb erwartet er auch Beständigkeit
auf der physischen Ebene. Wenn der Mensch etwas erreicht hat, will er,
dass es auch so bleibt. Aber es ist das Gesetz der Veränderung, Parinama,
dass nichts beständig bleibt.
Auch
dass die Welt Glück schenkt, ist ein Irrtum. Sie kann höchstens
ablenken, aber wirklich Glück schenken tut sie nicht.
Wie
kommen wir nun wieder aus diesem Leiden heraus? - Durch Nicht-Identifikation.
Wodurch erreichen wir das? - Durch Unterscheidungskraft, Viveka. Wir lernen,
Purusha von Prakriti und Sattwa von Purusha zu unterscheiden. Durch immerwährende
Unterscheidungskraft, Viveka Kyati, lernen wir, uns nicht mehr mit Prakriti
zu identifizieren. Dazu hat Samkhya auch bestimmte Meditationstechniken
entwickelt, zum Beispiel Sakshi Bhav: Wir nehmen die Einstellung eines
Zeugen an und beobachten alles, was kommt. In dem Maße, in dem wir
beobachten, können wir uns auch von der Identifikation lösen.
Wir beobachten nur, verändern nichts und stellen fest, ich bin es
nicht. Das ist Sakshi Bhav.
Weitere
Methoden im Samkhya sind natürlich auch die intellektuelle Unterscheidung
und Vairagya, Entsagung, Verzicht auf das Weltliche. Denn je mehr wir in
die Welt hineingehen, um so mehr verhaften wir uns.
Eine
schöne Darstellung des Samkhya findet man im 2. Kapitel der Raja Yoga Sutras ab dem 18. Vers:
„Das
Universum, das durch die Wechselwirkung zwischen den Elementen und den
Wahrnehmungen der Sinnesorgane erfahren wird, wird aus Sattwa, Rajas und
Tamas zusammengesetzt und existiert einzig zum Zweck der Erfahrung und
der Befreiung des Menschen.“
Wir
nehmen das Weltall nicht so wahr, wie es wirklich ist, sondern wir nehmen
es so wahr, wie es unsere Sinne ins Chitta geben. Purusha wird sich dann
dessen bewusst, was im Chitta ist. Das Chitta ist wie ein Kristall, der
die Form und Farbe der äußeren Objekte annimmt.
Purusha
will Erfahrungen machen, will die Früchte der Handlungen genießen
und will auch wieder zurückkehren. Prakriti hat die Aufgabe, den Menschen
– und auch Tieren und allen Wesen - alles zu geben, was sie erfahren wollen.
Sie muss dem Menschen alle Wünsche erfüllen, aber die Welt hat
auch die Aufgabe, uns wieder zurückzuführen zur Befreiung. Prakriti
hilft uns also, die Erfahrungen zu machen, die wir machen wollen und brauchen,
aber sie hilft auch, dass wir irgendwann die Zusammenhänge erkennen
und uns aus der Verhaftung in die Prakriti lösen.
Denken
wir an die Geschichte, wo Indra sich als Schwein inkarniert hat, um einmal
volle Sinnesfreuden zu genießen, denn ein Schwein ist nicht durch
Ethik oder Moral gebunden. Anschließend wollte er nicht mehr befreit
werden, weil er sich in dieser Identifikation so wohlfühlte. Vorher
hat er allerdings seine Untertanen instruiert, dass sie ihn zurückholen
sollen, wenn er nicht bis zu einem bestimmten Zeitpunkt zurück ist.
Als die Untertanen dann kamen, wollte er aber nicht zurück, sondern
sagte, sie sollen ihn in Ruhe lassen. Da haben sie ihn dann so lange gequält,
bis er schließlich doch den Schweinekörper verlassen hat.
So
ist es mit dieser Welt. Sie erfüllt uns unsere Wünsche, aber
nicht alle und auch nicht dauerhaft und zwischendurch schüttelt sie
uns durch. Das ist die zweifache Funktion der Prakriti.
„Die
Zustände der drei Gunas sind grob, fein, manifest und unmanifest.
Der Sehende, Purusha oder Drashtu, ist reines Bewusstsein. Und obwohl er
rein ist, scheint er durch Chitta zu sehen, also durch das Gemüt.
Die tatsächliche Existenz des Gesehenen ist für den Sehenden
da.“
Das
Universum ist für den Purusha da.
„Auch
wenn sie, Prakriti, für den, der seinen Zweck erfüllt hat, unwirklich
wird, fährt sie fort, für andere zu existieren, denn sie ist
allen gemein.“
Also,
angenommen, wir würden jetzt die Selbstverwirklichung erreichen, dann
wäre für uns die Prakriti zu Ende. Auch die Teile der Prakriti,
mit denen wir uns besonders identifizieren, der physische Körper,
Chitta, das Gemüt mit Prana, lösen sich auf, aber für die
anderen existiert die Welt weiter. Solange Purusha noch irgendein Chitta
hat, durch das er sich die Welt betrachtet, mit dem er sich identifiziert,
solange gibt es die Welt. Erst dann, wenn Purusha sich durch kein Chitta
hindurch mehr manifestiert, hört sie auf. Dann existiert Prakriti
zwar weiter, aber in unmanifestiertem Zustand, im Gleichgewicht.
Zweck
der Verbindung (Samyoga) von Purusha und Prakriti ist, dass Purusha das
Bewusstsein seiner wahren Natur erlangt und die Kräfte erkennt, die
latent in ihm und in Prakriti liegen. Das ist gemäß der Samkhya-Philosophie
der Sinn der Schöpfung. Wenn wir also nach vielen Äonen
von Leiden und Vergnügen, von spirituellen Praktiken, Kopfständen
und Mantrasingen schließlich die Verwirklichung erreichen, sind wir
zum Schluss irgendwie klüger als vorher. Es ist zwar nicht sehr logisch,
aber irgendwie emotionell befriedigend, zu wissen, dass das Ganze einen
gewissen Sinn hat. Aber hier setzt natürlich die Kritik der Vedantins
an. Wenn Purusha reines Bewusstsein ist, kann er auch nichts dazulernen.
Samkhya macht hier ein paar Abstriche von der Absolutheit des Vedanta,
weshalb viele Menschen mit der Samkhya-Philosophie besser zu Rande kommen
als mit dem Vedanta.
Dass
Prakriti und Purusha zusammenkommen, mag zwar den Sinn haben, dass es Purusha
ermöglicht, die Welt zu erfahren. Aber die Ursache dieser Vereinigung
ist Avidya, Unwissenheit.
„Durch
das Ausmerzen der Unwissenheit schwindet die Verbindung von Purusha und
Prakriti und der Sehende ist befreit.“
Also
wir müssen die Unwissenheit ausmerzen. Und wie merzen wir die Unwissenheit
aus? Durch Viveka Kyati. Das Mittel, Avidya zu zerstören, ist ungebrochenes
Unterscheidungsvermögen.
Daher
beschränkt sich die Samkhya-Praxis auch auf drei Grundprinzipien:
Unterscheidungskraft, Beobachtung, Entsagung.
Auch
Krishna nimmt in der Bhagavad Gita relativ häufig Bezug auf den Samkhya.
Yoga
Im
Rahmen der Darshanas versteht man unter Yoga das durch Patanjali bekannt
gewordene Yogasystem, das an sich natürlich weiter zurückgeht.
Wenn eine Sutra geschrieben wurde, ist das immer ein Zeichen dafür,
dass es das System schon jahrhundertelang gegeben hat. Es war schon ausgefeilt
genug, um es in diese prägnante Form bringen zu können.
Yoga
basiert auf der Samkhya-Philosophie, mit ein paar einschneidenden Unterschieden.
Der
erste Unterschied ist rein praktischer Art. Laut Samkhya kommen wir über
Viveka, Unterscheidungskraft, zur Ruhe des Geistes und zur Befreiung.
Patanjali
hat einen etwas anderen Ansatz. Er beginnt gleich am Anfang mit: „Yoga
ist das Zur-Ruhe-Bringen der Gedanken im Geist. Dann ruht der Sehende in
seinem wahren Wesen.“ Patanjali empfiehlt zwar unter anderem auch, Viveka
Kyati zu üben, aber es ist nicht seine einzige Methode. Wir müssen
irgendwie unseren Geist zur Ruhe bringen. Ist unser Geist ruhig, dann ruht
Purusha in sich selbst. Und alles, was uns dazu hilft, den Geist zur Ruhe
zu bringen, ist Yoga. Und so übernimmt Patanjali aus den Schriften,
den Upanishaden, den Veden, der Mahabharata und anderen Traditionen umfangreiche
Übungspraktiken, Abhyasa, die es im Samkhya nicht gibt. Er integriert
zusätzlich zu den psychischen auch physische Hatha-Yoga-Praktiken.
Manchmal
bezieht sich das Wort Yoga aber auch nicht nur auf das Raja-Yoga-System
von Patanjali. Krishna gebraucht den Ausdruck Yoga in der Bhagavad Gita
im Sinn von Karma Yoga, dem Yoga des selbstlosen Handelns, in bewusstem
Gegensatz zum Samkhya als reinem Jnana Yoga. Anstatt allem zu entsagen
wie im Samkhya oder zu handeln, um etwas Konkretes zu erreichen wie im
Purva Mimamsa-System, handeln wir im Karma Yoga ohne Wünsche und Verhaftungen
und kommen so zur Befreiung. Krishna sagt aber auch, nur die Unweisen sprechen
von Samkhya und Yoga als getrennt. Im Grunde genommen führt beides
zum Ziel und es hat beides seinen Sinn. Auch im Yoga gibt es Entsagung
und auch ein Samkhya-Anhänger muss Handlungen tun ohne Verhaftung.
Denn selbst die Aufrechterhaltung des physischen Körpers bedingt Handlung.
Eigentlich
wird jedes Kapitel der Bhagavad Gita als Yoga bezeichnet. Es gibt 18 Kapitel,
die zum Beispiel „Yoga der Mutlosigkeit und Verzweiflung Arjunas“ (1. Kapitel)
heißen oder „Yoga der unsterblichen Seele“ (2. Kapitel), usw.
Der
zweite Unterschied zum Samkhya ist, dass es im Yoga Ishwara gibt, einen
persönlichen Gott. Patanjali lässt sich zwar nicht zu sehr auf
genaue Details ein; auf diese Weise vermeidet er es, jemandem auf die Füße
zu treten, denn bekanntlich entsteht bezüglich religiöser Themen
am schnellsten Streit. Patanjali spricht von Ishwara als einer besonderen
Manifestation von Purusha, die frei ist von Verhaftungen, Karma, Kleshas
(Leiden), Unwissenheit und Wünschen. Ishwara ist der ursprüngliche
Lehrer. Wenn man sich Ishwara hingibt, ist die Verwirklichung schnell.
Man muss allerdings zugeben, es passt nicht ganz in die Logik des Yogasystems
hinein. Aber Patanjali war ein Praktiker. Er hat festgestellt, Menschen,
die Gott hingegeben sind, erreichen die Selbstverwirklichung schneller
als andere. Wer es allein versucht, ohne Zuflucht zu Gott zu nehmen, verwickelt
sich in alle möglichen Schwierigkeiten. Irgendwann kommt das Ego ins
Spiel, man kommt nicht mehr weiter, Versuchungen, Prüfungen stellen
sich ein – ohne Glauben an Gott ist alles schwierig. Glaubt man dagegen
an Gott, dann hilft er einem über das Ego hinweg, hilft einem durch
Prüfungen; wenn man verzweifelt ist, weint man zu Gott, dann kommt
er und hilft einem – es klappt eigentlich alles viel besser.
In
Kanada im Ashram von Swami Vishnu ist mir zum erstenmal richtig klargeworden,
was eigentlich Ego ist. Und zwar so klar geworden, dass ich mir überhaupt
nicht vorstellen konnte, mich je vom Ego zu befreien. Denn das Ego kann
sich überall manifestieren. Man kann zum Beispiel stolz auf seine
Asana-Praxis oder auf seine Meditation sein, man kann sogar stolz darauf
sein, dass es einem nichts ausmacht, die Toilette zu putzen, notfalls auch
um Mitternacht, wenn es niemand anders macht und sogar, ohne dass es jemand
merkt, einfach weil es getan werden muss. Man kann stolz darauf sein, dass
man einfach nachgibt. Das Ego kann sich tatsächlich überall hineinsetzen.
Nachdem ich also ein paar Wochen lang – in meiner damaligen Naivität
dachte ich, das sei schon sehr lange – wirklich systematisch versucht hatte,
das Ego zu überwinden und es mir nicht gelungen war, eine einzige
wirklich egolose Handlung auszuführen - und wenn ich fast dran war,
dann war ich stolz darauf, dass sie egolos war und dann war das Ego wieder
drin! -, habe ich einem indischen Gastlehrer, der gerade da war, das Problem
geschildert. Und er hat gesagt, ich soll mir nicht so viel Sorgen machen.
Jeder müsse seine Aufgabe erfüllen. Meine Aufgabe sei Sadhana,
spirituelle Praxis und Seva, Dienen. Gottes Aufgabe sei es, mich vom Ego
zu befreien. Und vielleicht bin ich dadurch etwas egoloser geworden als
durch den ständigen Versuch, mein Ego zu reduzieren, denn das war
letztlich nur Egospiel. Es ist sehr wichtig und hilfreich, einfach diese
Demut zu entwickeln, sich einzugestehen, ich tue zwar mein Bestes, ich
mache Sadhana, Asanas, Pranayama, Meditation, Mantrasingen, Pujas und was
auch immer, aber letztlich weiß ich, das, was wesentlich ist auf
dem spirituellen Weg, das kann ich nicht selbst machen, dazu brauche ich
die Gnade Gottes. Man verehrt Gott, betet zu Gott, versucht, anderen zu
dienen, seinen Geist zu schulen und dann wird Gott einen ausreichend durchschütteln,
so dass das Ego schrittweise nachgibt. Wenn man Vertrauen hat und darum
betet, geschieht es auch irgendwie.
Eine
Ausprägung von Samkhya besagt, dass jeder Mensch ein eigener Purusha
ist, es also nicht nur einen einzigen Purusha gibt, sondern Tausende, Millionen
und Milliarden von Einzelpurushas. Und das Ziel ist, zu unserem eigenen
Purusha zurückzukehren. Im Yoga hingegen gibt es nur einen Purusha
und die einzelnen Seelen sind Auswirkungen des Rajas-Prinzips, wo das eine
Kosmische in Splittern eines großen Spiegels gespiegelt wird. Das
ist der dritte Unterschied zwischen Samkhya und Yoga.
Uttara
Mimamsa = Vedanta
Uttara
Mimamsa, Vedanta, ist das großartigste aller Philosophiesysteme.
Sie beginnen also mit Purva Mimamsa und hören mit Uttara Mimamsa auf.
Vedanta,
die höchste aller Philosophien, bedeutet das Ende allen Wissens. Antar
= Ende, Veda = Wissen. Die Vedanta-Philosophie kommt dem Wissen, das man
aus der Verwirklichung gewinnt, am nächsten. Sie ist am schwierigsten
zu verstehen und für viele Menschen am schwersten zu akzeptieren.
Vedanta
hat durchaus Ähnlichkeit mit dem Samkhya-System. Im Vedanta gibt es
die beiden Hauptpole Brahman und Maya. Nur, der Vedanta sagt, Brahman und
Maya sind nichts Unterschiedliches, sondern Maya ist nur eine scheinbare
Kraft der Illusion aus Brahman heraus. In Wahrheit gibt es nur Brahman.
Nichts existiert, nichts ist geschaffen, ich bin weder Körper noch
Geist, ich bin das unsterbliche Selbst.
Das
ist in den drei Hauptsätzen postuliert: Brahma satyam = Brahman allein
ist wirklich; Jagat mithya = die Welt ist unwirklich; Jivo brahmaiva napara
= die individuelle Seele ist nichts anderes als Brahman. Das geht sogar
soweit, dass Uttara Mimamsa sagt, die Welt ist nicht geschaffen worden.
Es gibt gar keine Welt. Die Welt ist eine Illusion, sie scheint nur so.
Sie ist nur ein Traum. Woraus besteht die Traumwelt? Woraus bestehen die
Berge, Flüsse und andere Menschen im Traum? Sie bestehen nur aus dem
Geist, der träumt. Woraus besteht diese Welt? Sie besteht eigentlich
nur aus Brahman. Es gibt nur Brahman. Und die Welt bleibt immer Brahman.
Es gibt keine geschaffene Welt. Es erscheint nur so, als ob sie geschaffen
sei. Aber es erscheint nur so lange so, wie unser Bewusstsein es so erfasst.
Genauso wie die Traumwelt nur so lange vorhanden ist, wie wir im Traum
sind. Wenn wir in den Tiefschlaf abgleiten, sind sowohl Traumwelt als auch
Wachwelt verschwunden. Wenn wir in die Wachwelt kommen, verschwindet die
Traumwelt und die Tiefschlaferfahrung wird ebenfalls unwirklich für
uns. Und wenn wir in Turiya, den vierten Bewusstseinszustand kommen, wachen
wir auf und erkennen, es war alles nur ein langer Traum. Das ist der Hauptunterschied
zwischen Samkhya und Uttara Mimamsa.
Auf
der relativen Ebene kann das Uttara Mimamsa-System mit allen in den vorherigen
Systemen beschriebenen Aspekten arbeiten. Die Gesetze des Karmas im engeren
Sinne werden nicht abgestritten. Dass die materielle Welt ihre Gesetzmäßigkeiten
hat, an die man sich halten kann, mag auch sein. Dass es einen Ishwara
gibt, der auch ein Produkt der Maya ist, zu dem man beten kann, in dessen
Händen man sein kann, wird akzeptiert. Es wird sogar empfohlen, diese
Praktiken zu üben, Hingabe, Liebe zu entfalten, um uns überhaupt
bereit zu machen, Jnana Yoga zu verstehen. Das hilft, den Geist zu reinigen.
Auch Viveka, die Unterscheidung zwischen dem Wirklichen und Unwirklichen,
spielt im Jnana Yoga natürlich eine wichtige Rolle, ebenso wie Vairagya,
die Entsagung. Zu einer Ausprägung von Vedanta gehört auch das
Mönchtum dazu, zwar nicht notwendigerweise, aber die Hauptbefürworter
der Vedanta-Philosophie waren alle Mönche. Man kann natürlich
auch Vedanta-Anhänger sein und im Berufs- und Familienleben stehen,
aber eine konsequente Vedanta-Philosophie führt durchaus zu einer
Abkehr von der Welt. Wenn die Welt unwirklich ist, warum soll man sich
hineinverstricken? Aber Uttara Mimamsa Vedanta als praktisches System sagt
eben auch, der Yoga-Weg ist eine Vorbereitung, ein Mittel, um uns überhaupt
erst in die Lage zu versetzen, unseren Geist kennen zu lernen, zu kontrollieren,
fähig zu machen zur Unterscheidung.
Die
verschiedenen Darshanas, so unterschiedlich ihr Ansatz auch ist und so
widersprüchlich sie scheinen, ergänzen sich und haben jedes für
sich je nach Situation ihre Berechtigung.
Krishna
selbst macht übrigens diesen Standpunktwechsel. Er widerspricht sich
ja öfter. Er argumentiert an verschiedenen Stellen aus unterschiedlichen
Gesichtspunkten.
So
wie das Licht gleichzeitig Welle und Teilchen ist - obgleich ein physikalisches
Phänomen eigentlich niemals gleichzeitig Welle und Teilchen sein kann
-, so können verschiedene sich augenscheinlich widersprechende Gesichtspunkte
trotzdem ihre Gültigkeit haben. Man hat die Gesetze der Welle und
die Gesetze der Teilchen analysiert. Anhand der Teilchenphysik kann man
Licht zum Beispiel als Laserstrahlen oder Photonentechnologie nutzen. Andere
Anwendungsmöglichkeiten ergeben sich, wenn man Licht als Welle sieht.
Genauso
verhält es sich mit unserem spirituellen Sadhana. Für unser spirituelles
Leben hilft es manchmal, einen bestimmten Standpunkt einzunehmen, ein anderes
Mal einen anderen und in einer neuen Situation einen dritten. Scheinbar
widersprechen sie sich, aber sie sind praktisch, man kann sich danach richten
und dadurch Fortschritte machen.
Man
kann auf dem spirituellen Weg keine lineare Logik erwarten. Es ist aber
auch nicht unlogisch. Alles hat irgendwo seinen Platz und seinen Sinn.
Und es ist nicht beliebig, sondern zu bestimmten Momenten muss man das
eine oder das andere anwenden. Manchmal muss man diesen Standortwechsel
recht schnell vollziehen.
Krishna
widerspricht sich ja in der Bhagavad Gita auch ununterbrochen. Im 11. Kapitel
zum Beispiel nimmt er den Standpunkt des Bhakti ein. Arjuna stellt fest,
ich bin nur ein Instrument, ich tue gar nichts, Gott macht alles. Krishna
sagt ja sogar, selbst wenn du nichts tun willst, ich werde dich zwingen.
Der Mensch hat keinen freien Willen. Man hat im Grunde genommen keine Wahl.
Im 18. Kapitel sagt er, die Natur wird dich zwingen. Und kurz danach: „Und
jetzt tue, was du willst!“
HARI OM
TAT SAT
Zen-Sesshin
in Dietfurt, Ein Stimmungs- und Erlebnisbericht
Ein
Bericht von Hanspeter Sperzel
Fahrt:
Es
ist Montag Abend, 17.30 Uhr. Nach 250 km Autobahn und 25 km Landstraße
habe ich gerade die Ortseinfahrt von Dietfurt passiert. Durch enge Straßen
einem alten Mühlengraben entlang gelange ich zur Toreinfahrt des Franziskanerklosters
aus dem 17. Jahrhundert. Hier liegt mein Ziel, und wenn die Toreinfahrt
gleich hinter mir liegt, werde ich 5 ganze Tage hinter diesen Mauern verbringen,
werde nicht lesen, nicht telefonieren, nicht Radio hören und nicht
fernsehen, werde nicht sprechen und nicht angesprochen werden, werde ganz
bei mir und mit mir allein sein: Ich bin eingeschrieben zu einer Zen-Sesshin
des Meditationshauses ”St. Franziskus”.
Ankommen:
Dies
ist mein vierter Aufenthalt hier. Neben einem Meditationseinführungskurs
und einem Einführungskurs in Tai-Chi habe ich bereits eine Sesshin
absolviert. Mit dem Gebäude, den Einrichtungen und Regel des Hauses
bestens vertraut, erledige ich Anmeldung und Bezahlung und bin kurz darauf
auf dem Wege zum Gruppenschlafraum. Neben diesem, der nur für Männer
zugänglich ist (es gibt nur einen Gruppenraum im Hause), wohnen die
anderen TeilnehmerInnen in Zweibettzimmern. Dusche und WCs sind teilweise
auf dem Zimmer oder nebenan auf den Flur eingerichtet. Nach einem kurzen
Aufenthalt im Zen-Dom, wo ich meinen Meditationsplatz mit meinem Namensschild
versehe und ein paar Augenblicke der Ruhe genieße sowie einem längeren
Blick auf den Zen-Garten werfe, erreichen ich den Gruppenraum im zweiten
Stock. Matratzen, fertig bezogen, liegen hier in Reih‘ und Glied auf dem
Boden und auf einem Stuhl daneben liegen zwei Handtücher und der Tagesplan.
Hier werde ich die nächsten Tage verbringen: schlafen, essen, meditieren,
im Garten spazieren gehen, sonst nichts. Zwei Teilnehmer sind bereits da
und man begrüßt sich kurz: ”Hallo, mein Name ist Hanspeter”.
Dies ist kein Ort der vielen Worte!
Der Tagesplan:
06.00
Wecken
06.30
Meditation 2x 25min mit Gehen Za-Zen; Kinhin
07.40
Frühstück
08.50
Meditation 1x 25min Za-Zen
09.15
Vortrag Teisho
10.15
Meditation 3x 25min mit Gehen und Gespräch Za-Zen; Kinhin; Doku-san
12.00
Mittagessen
13.30
Kaffee/Tee
14.14
Meditation 3x 25min mit Gehen und Gespräch Za-Zen; Kinhin; Doku-san
16.20
Meditation 2x 25min mit Gehen und Gespräch Za-Zen; Kinhin; Doku-san
17.30
Messe Freigestellt (evtl.1x 25min Sitzen) Eucharistiefeier
18.15
Meditation 2x 25min mit Gehen Za-Zen; Kinhin
21.00
Nachtruhe
Einweisung:
Mit
dem Gebet des Abendessens, dass überwiegend schweigsam eingenommen
wurde, beginnt die Übung. Es gibt Brot, Käse, Quark und einen
Salat. Am Ende des Essens werden die notwendigen Absprachen vorgenommen:
Wer
trinkt was zu welchem Essen?
Wer
möchte Fleisch zu den Mahlzeiten?
Die
Regeln am Tisch werden erläutert:
?
Das Frühstück beginnt mit einem Gebet und ist sonst frei.
?
Das Mittagessen beginnt mit einem Gebet, die Suppe wird gemeinsam eingenommen,
der Hauptgang wird gemeinsam eingenommen, der Nachtisch wird gemeinsam
eingenommen, jedes Essen beginnt, wenn alle bereit sind, mit einem Gruß,
das Essen wird mit einem Gebet beendet.
?
Das Kaffeetrinken ist frei.
?
Das Abendessen beginnt mit einem Gebet und endet mit einem Gebet.
?
Das Abräumen und Aufdecken wird von einem Tischdienst übernommen,
zu dem sich jeder in eine Liste eintragen sollte.
Mit
dem Gebet zum Abschluss des Essens beginnt die Sesshin, beginnt die Stille.
Schweigend gehen die Teilnehmer, die Augen gesenkt und die Hände vor
dem Körper gefaltet, in den Vortragsraum, nehmen sich einen Platz
und warten, denn jede Übung beginnt erst mit dem Eintreffen des letzten
Teilnehmers. Der Zen-Meister erscheint, alle erheben sich, verbeugen sich
zum Gruß, man setzt sich wieder und lauscht dem Teisho (siehe unten).
Dann geht es zum Zen-Dom zur ersten gemeinsamen Meditation. Zunächst
ein Gruß am Eingang, dann zum Sitzplatz, dann zu den Teilnehmern,
dann sich setzen und sich einrichten zur Meditation. Man sitzt im Kreis
auf einer Tatami-Matte mit Kissen oder Bänkchen und mit dem Gesicht
zur Wand (1m-Abstand). Der Boden ist geflochtenes Bambus, die Wände
sind Holz, alles weitere entschwindet aus dem Gesichtskreis. Drei Gongschläge
ertönen, die Meditation beginnt. Nach 25 min beendet ein Gongschlag
die Sitzung. Wir wenden uns um zur Abendzeremonie. Danach Verbeugung, noch
ein paar Runden im Garten und dann ist Nachtruhe. Es ist 21.00 Uhr.
Und
so wie der erste Tag vergehen die nächsten Tage und, rein äußerlich
betrachtet, geschieht nichts, was nicht auch auf dem Tagesplan zu lesen
wäre.
Erläuterungen:
Teisho (Darlegung, Vortrag):
Der
Vortrag des Meditationsmeisters behandelt meist neben der Begleitung des
Sesshins ein Koan oder andere Zengeschichten, die vom Inhalt her den Übenden
in ihrem Fortschreiten begleiten und helfen soll. Zenmeister sprechen sehr
sehr lebendig und lebhaft.
Dokusan (Einzelgespräch):
Zum
Dokusan, dem Einzelgespräch mit dem Zenmeister verlässt der Übende
während der Meditation nach Aufforderung den Zen-Dom. In einem kleinen,
gut abgeschirmten Raum (2 Türen) trifft er den Zenmeister, um Probleme
und Schwierigkeit innerhalb der Meditation zu besprechen. Das Dokusan ist
ein Gespräch, das ganz aktuell geführt wird. Hier gibt es keine
Erläuterungen oder theoretische Anweisungen.
Koan (Verwirrendes Paradoxon):
Das
Koan ist in der Regel eine kurze Zengeschichte, deren Gehalt vom Übenden
während der Meditation bearbeitet wird. Meist stellt es eine Frage
über ein Paradoxon dar, wobei der Versuch zu einer Antwort an die
Grenzen des Denkens führt und so den Übenden öffnet für
die intuitive Erfassung des Gehaltes des Koans.
Beispiel:
Ein
Schüler fragt den Meister: ”Hat ein Hund die Buddha-Natur?”, worauf
der Meister ungehalten antwortet ”MU”, was soviel bedeutet wie ”nicht haben”.
Die Bedeutung dieses ”Mu” stellt die Aufgabe für den Schüler
dar.
Kinhin (Meditatives Gehen):
Bei
mehreren Sitzungen hintereinander wird nach jeweils 25min ”Sitzen” eine
Runde Kinhin gegangen. Diese Form der Meditation ist langsames und bewusstes
Gehen ohne bestimmte Technik. Die Übenden gehen in einer Reihe und
im Kreis meist einmal um den Zen-Dom herum. Beim Gehen werden die Hände
vor der Brust gefaltet.
Gassho (Verbeugungen):
Wie
bei allen aus Japan stammenden Künsten beginnen und enden viele Handlungen
mit einer Verbeugung Sich begrüßen, sich zum Essen niederlassen,
eine neue Meditation beginnen, zum Dokusan aufgefordert werden, um Aufmerksamkeit
bitten und vieles andere wird von dieser Höflichkeitsgeste umrahmt.
Eucharistiefeier:
Diese
Feier ist eine Messe im christlich-katholischem Sinn und beinhaltet ein
Abendmahl.
Abendzeremonie:
Die
Abendzeremonie im Zen-Dom besteht aus dem Schlagen der Stundentrommeln,
diversen Gongschlägen, dem Schlagen des Holz-Hahnes (Wurzelbrett)
sowie dem einmaligen Rezitieren des nachfolgenden Textes. Die Zeremonie
wird mit Gassho eingeleitet und auch beendet.
Eines möchte
ich euch vor Augen führen:
Schwerwiegend
ist die Frage nach Leben und Tod.
Die vergänglichen
Dinge schwinden rasch dahin.
Deshalb sei
stets wachsam.
Deshalb sei
stets achtsam.
Samstag
Abend: Abschlussbesprechung
Nach
dem Abendessen wird das Schweigen aufgehoben und manche Teilnehmer, nicht
alle, begrüßen sich und beginnen leise zu plaudern. Es werden
Tische gerückt und Getränke besorgt und es bleiben ein paar Minuten
für den Garten. Dann versammeln sich die Teilnehmer, und einer nach
dem anderen sagt ein paar Worte:
?
Was gefallen hat und was nicht.
?
Ein paar Erfahrungen, meist allgemein gehalten.
?
Kritik oder Feedback für die Leitung des Kurses sowie des Hauses.
?
Dankesworte.
Der
Grundton ist positiv und die meisten werden wiederkommen. Und auch die
Leitung ist mit der Woche zufrieden. Die Stimmung war dicht und gepackt
und der Gruppe wird ein hohes Maß an Disziplin und Stimmigkeit bescheinigt.
Man plaudert noch ein wenig, dann ist Nachtruhe. Am Sonntagmorgen dann
ist noch eine Meditation und eine Eucharistiefeier, dann schon geht es
wieder zurück nach Hause.
Methode:
Die
Meditation im Zen ist Sitzen, vorzugsweise in kreuzbeiniger Haltung (Lotus),
halbgeöffneten Augen und Gewahrsein, was soviel bedeutet wie das Beobachten,
was ”jetzt und hier” ist, sowohl auf körperlicher, geistiger als auch
emotionaler Ebene. Als Technik stehen das Zählen des Atems, das Gewahrseins
des Atems oder auch ”nur sitzen” zur Wahl. Das Ziel der Meditation ist
immer das Realisieren der einzigen Wahrheit. Dies geschieht intuitiv und
wird Erleuchtung (Satori) genannt.
Erfahrungen
Erster
Tag:
Der
erste Tag ist erfüllt von Mitgebrachtem und auch viele Eindrücke
der neuen Umgebung nehmen die Gedankenwelt auf dem Kissen in Anspruch.
Die Stimmung im Zen-Dom ist noch ungesättigt und unruhig. Viele in
der Gruppe nehmen nahezu jede Pause wahr, um zu ruhen.
Zweiter
Tag:
Die
Übung ”verselbstständigt” sich zunehmend. Die Pausen zwischen
den Gedankenketten werden länger und auch die Meditationszeit von
25 min verfliegt zunehmend. Der Dom füllt sich, lädt sich auf.
Auch ändert sich der Gedankeninhalt. Aktuelles findet sich nahezu
nicht mehr und diese Lücke wird aufgefüllt mit Eindrücken,
die weiter zurückliegen oder Gedanken, die in die Zukunft gehen.
Dritter
Tag:
Das
Teisho am Morgen füllt zwei Meditationszyklen. ”Jeder Tag, ein guter
Tag” war die Kernaussage des Koans. Ständig kreisen die Gedanken um
diesen Satz und ich entschließe mich, mit Atemzählen diese Kette
zu unterbrechen. Es gelingt. Pausen stellen sich ein und ich fühle
mich in der Sitzhaltung zunehmend getragen und gelöst. Bisher traten
keine körperlichen Störungen auf.
Vierter
Tag:
Dies
ist der stärkste Tag in jedem Sesshin. Und obwohl sich jeder Übende
der Erwartungen enthalten sollte, verspüre ich doch so etwas wie Lampenfieber.
Doch der Tag vergeht ohne Besonderheiten. Viele nutzen den Abend dieses
Tages, um noch lange in die Nacht hinein zu sitzen. Ich entschließe
mich aber, dies nicht zu tun. Ich bin ein wenig müde und gehe früh
schlafen. Ich schlafe gut, fest und traumlos.
Fünfter
Tag:
Auch
dieser Tag vergeht ohne Besonderheiten, und schon beim Abendessen freue
ich mich auf das Aufheben des Schweigens. Viele meiner Mitstreiter sind
mir mittlerweile vertraut und ich bin gespannt, was so zu sagen sein wird.
Fazit:
Es
war ein starkes Sesshin, und für mich mit tiefen Erfahrungen verbunden.
Diese sind aber nicht für die breite Öffentlichkeit bestimmt.
Sie klar zu formulieren, erfordert eine andere Form der Kommunikation.
Hier wäre ein Dialog, ein Gespräch von Mensch zu Mensch nötig
und ich bin gerne bereit, ein solches Gespräch zu führen.
Stufen
Eine
Gedichtsbesprechung von Hanspeter Sperzel
Stufen
von
Hermann Hesse
(aus
“Das Glasperlenspiel”)
Wie
jede Blüte welkt und jede Jugend
Dem
Alter weicht, blüht jede Lebensstufe,
Blüht
jede Weisheit und auch jede Tugend
Zu
ihrer Zeit und darf nicht ewig dauern.
Wie
jede Pflanze ihren Ausgangspunkt im Samen und damit im Blühen und
Reifen findet, so reift auch der Mensch in der Zeit der Jugend. Doch diese
Zeit ist begrenzt und wenn auch ewige Jugend der Traum vieler Menschen
zu allen Zeiten war und ist, so endet doch der Traum mit dem Eintritt ins
Erwachsensein, und es beginnt die Zeit, in der die Tugend lebt und die
Weisheit sich bildet. Der Traum der Jugend darf also nicht ewig dauern,
wenn Tugend und Weisheit wirklich gedeihen sollen. Viele Völker dieser
Erde feiern diesen Eintritt als “die Geburt des Menschen”, als “den Tod
des Kindes” oder als “Initiation”
Es
muss das Herz bei jedem Lebensrufe
Bereit
zum Abschied sein und Neubeginne,
Um
sich in Tapferkeit und ohne Trauern
In
andre, neue Bindungen zu geben.
Und
jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
Der
uns beschützt und der uns hilft, zu leben.
Das
Leben hält viele Rufe an uns bereit, und sie alle sind mit Abschied
und Neubeginn belegt. Das Verlassen der Jugendzeit, die Geburt eines Kindes
oder Tod eines geliebten Menschen, das Ende einer Partnerschaft oder der
Beginn einer neuen Liebe sind hier ebenso angesprochen wie das Heraufdämmern
einer neuen Einsicht oder der Beginn eines neuen, eines anderen Denkens.
Tapferkeit und Trauer sind wichtige Elemente des Wandels. Ihnen den Raum
zu geben, der ihnen gebührt, sie zu leben und loszulassen, wenn die
Zeit gekommen ist, dies ist der Zauber des Anfangs. Dies ist gemeint mit
“in Tapferkeit und ohne Trauern”. Wir sollen uns frei machen für den
Neubeginn, uns öffnen für diesen Zauber. Dann beschützt
er uns und dann hilft er uns, zu leben.
Wir
sollen heiter Raum um Raum durchschreiten,
An
keinem wie an einer Heimat hängen,
Der
Weltgeist will nicht fesseln uns und engen,
Er
will uns Stuf' um Stufe heben, weiten.
“Räume
durchschreiten” und an keiner “Heimat hängen” bedeutet auf dem Weg
zu sein, bedeutet, nicht still zu stehen und Schritt für Schritt und
Stufe um Stufe zu nehmen. Und wir finden diesen Weg, diese Räume und
Stufen, in der Heiterkeit als dem Grundmotiv unseres Handelns. Und diesen
Weg zu gehen ist nicht nur eine Möglichkeit, die das Leben für
uns bereit hält, nein, der Geist, der hinter allem steht, verlangt
von uns diese Anstrengung. Gehen wir diesen Weg nicht, so drohen uns Fessel
und Enge. Uns zu “heben und zu weiten”, uns zu entwickeln also ist das
Motiv unseres Hierseins.
Kaum
sind wir heimisch einem Lebenskreise
Und
traulich eingewohnt, so droht Erschlaffen,
Nur
wer bereit zu Aufbruch ist und Reise,
Mag
lähmender Gewöhnung sich entraffen.
Wir
werden geboren in einem Kreis und mit jedem Tag wird dieser unser Kreis
mehr vertraut, wird mehr und mehr zu Heimat. Dieser Kreis bietet uns Schutz
und Bequemlichkeit, und genau hier beginnt die Gefahr von Lähmung
und Erschlaffen. Wenn wir das Lernen einstellen, uns eingraben in die gewonnene
Bequemlichkeit, nichts Neues mehr annehmen, dann verliert das Leben seinen
eigentlichen Sinn. Und dieser Sinn, wir hörten es bereits, ist das
auf dem Weg zu sein; und hierzu gehört das Aufbrechen, das sich in
Bewegung setzen und das auf die Reise zu gehen. Und diese Reise besteht
nicht nur darin, ein fernes Land zu besuchen oder sich in einen anderen
Kreis von Menschen zu begeben, sondern hierher gehört auch die Reise
nach innen, der Wandel des Denkens und des Empfindens, das Entwickeln von
Höherem wie Toleranz, Mitgefühl und Liebe.
Es
wird vielleicht auch noch die Todesstunde
Uns
neuen Räumen jung entgegensenden,
Der
Ruf an uns wird niemals enden...
Die
Zeit eines Menschen ist begrenzt, und die Tatsache der Geburt beinhaltet
auch immer das Dämmern des Todes. Beide, “geboren werden” und “sterben”,
bedeuten, dass wir in neue Räume eintreten, bedeutet einen Neuanfang.
Und wenn uns der Tod neuen Räumen entgegensendet, und wenn wir diese
Räume “jung” betreten, und wenn dann dieses Werden und Vergehen, dieser
Ruf, niemals endet, dann erfahren wir die Wirklichkeit unseres Selbst,
die ewiges Sein, Unsterblichkeit, bedeutet. Mit dieser Erkenntnis in unserem
Herzen verlieren Angst und Leere ihre Bedeutung und wir lernen, wieder
und wieder neu zu beginnen, lernen, “wirklich” zu leben.
Wohlan
denn, Herz, nimm Abschied und gesunde !
Das
Licht ist in mir
Ein
Gedicht von Sadashiva Ralf Ihm
Das
Licht ist in mir, wenn ich Körper und Seele als getrennt erkenne.
Erkenne
und siehe, dass es nichts gibt, was man je verlieren könnte.
Mein
Gott hat in mir seine eigene Ordnung,
und
du wirst nie mehr verwirrt sein, mit dem was du tust.
Es
ist unmöglich!
Das
Licht ist in mir und doch sagen wir: Heute, Gestern, Morgen.
Aber
in der Unendlichkeit ist alles für ewig.
Unser
Geist wurde geboren und hat vergessen, wie er in diese Welt kam.
Doch
diese Urkraft will uns lehren: Liebe, Friede, Harmonie.
Wir
leben noch in dieser Schöpfung!
Das
Licht ist in dir und mir,
und
es wohnt der gleiche Geist darin.
Wir
behindern uns weil wir Angst vor Wechsel haben.
Wir
hören auf das, was von außen kommt und
sind
wir böse miteinander, sind wir doch nur im Unreinen mit uns selbst.
Das
Licht ist in mir, und die Kraft und die Energie.
Ich
kann nicht irritiert sein oder zweifeln
und
nichts von außen kann das beeinflussen.
Ich
kenne meine Wahrheit.
Begrenzungen
sind nur in mir selbst.
Das
Licht ist in mir, es ist das eigentliche Wissen.
Gehe
ins Licht,
werde
dazu
und
strahle es aus.
So
ist nichts falsch - mit Allem.
Buchbesprechungen
Von
Christine Endris, Bund der Yoga Vidya Lehrer
Yoga
kennt kein Alter : gesund und selbstbewusst in der zweiten Lebenshälfte
/ von Suza Francina. Aus dem Amerikan. übertr. von Peter Wild. - Zürich
; Düsseldorf : Walter, 1998. - 335 S. : Ill. - 24 x 18 cm. - DM 44.00
‘Yoga
kennt kein Alter’ zu lesen und die Fotos anzuschauen heißt, mit 335
Seiten Ermutigung und Lebensfreude konfrontiert zu sein. Die in Kalifornien
lebende Autorin Suza Francina führt in ihrem Buch sehr plausibel vor,
dass nur eine ganzheitliche Vorgehensweise den Menschen gesund erhalten
kann. Der Yoga mit seinen Körper-, Atem- und Entspannungsübungen,
seiner von keiner Dogmatik getrübten Vorstellung des Göttlichen
im Menschen, bietet für alle Bedürfnisse ausgezeichnete Möglichkeiten
der Verwirklichung. ‘Keine Bevölkerungsgruppe profitiert mehr vom
Yoga als Menschen über 50. Die zeitlose Weisheit des Yoga, das Wissen
um die großen Perspektiven für Körper, Geist und Seele
gehen mit der zunehmenden Erfahrung und Reife des Menschen einher.’
Suza
Francina unterrichtet seit über 20 Jahren vorwiegend ältere Menschen
in der Tradition des großen Yogalehrers B.K.S. Iyengar. In bewussten,
behutsamen und dennoch fordernden Bewegungen führt sie den vielleicht
schon erkrankten Menschen zu Übungen hin, die ihn wieder aufrichten,
bewegungsfähig und schmerzfrei machen. Viele ihrer Yogaschüler(innen)
kamen erst mit 60 oder 70 Jahren zum Unterricht, Suza Francina ermutigt
sie dazu, sich auf die Übungen einzulassen und eigene Grenzen zu überschreiten.
Wer regelmäßig Yoga praktiziert, stärkt den physischen
Körper, atmet tiefer und entspannt bewusst. Vitalität und Lebensfreude
erhöhen sich ganz von selbst. Davon berichtet dieses Buch. Die Autorin
setzt sich vehement ein gegen den Automatismus von Alter - Krankheit -
Verfall. In Interviews und vielen autobiographischen Beiträgen von
Frauen und Männern jenseits der 60 werden erstaunliche und anrührende
Schicksale vorgestellt, Schicksale, die durch eigenes Tätigwerden
gemeistert wurden. Die (schwarz-weißen) Fotografien zeigen, dass
es wirklich möglich ist. - Alle Yogaübungen werden beschrieben
in der Ausführung und in ihrer Wirkung, der Einsatz von Hilfsmitteln
ist auf den Fotos gut dargestellt. Warnende Hinweise bei bestehenden Erkrankungen
sind umfassend vorhanden, es wird jedoch von der Autorin und in den biographischen
Beiträgen ausdrücklich dazu ermutigt, in mehr fordernde Stellungen
weiterzugehen, nachdem das Gespür für die eigenen Grenzen und
Fähigkeiten entwickelt wurde. Einzelne Kapitel befassen sich - u.a.
- mit den Füßen und Knien, den Rückwärtsbeugen, mit
Yogaübungen bei Osteoporose und Arthritis, auch als Prophylaxe, mit
Yoga in der Menopause und bei Herzerkrankungen. Das berühmte Ornish-Programm
zur Heilung von Herzkrankheiten wird vorgestellt: Es geht davon aus, dass
die Gesundheit des Herz-Kreislauf-Systems alle Aspekte des Menschen umfasst,
die körperlichen, emotionalen und geistigen. Zum Programm gehören
eine fettarme vegetarische Ernährung, die Raucherentwöhnung,
Körpertraining, der Umgang mit Stress durch Yoga, Atemübungen,
Meditation sowie die Bildung von Unterstützungsgruppen. Bereits nach
einem Jahr zeigten die untersuchten Patienten deutlich die Verbesserung
ihrer Symptome. - Sehr schöne Texte stehen im Kapitel zur tiefen Entspannung.
Es macht das strahlend optimistische, lebensbejahende Buch noch sympathischer,
dass es das Thema Sterben auf eine sanfte Art und Weise in diesen Übungsabschnitt
mit einfließen lässt. ‘Randbemerkungen’ gehen auf die Spiritualität
des Yoga ein, bemerkenswerte Aussagen von Ärzten, Philosophen und
anderen klugen Leuten werden zitiert. Das Buch endet mit wichtigen Hinweisen
für Yogalehrer und Übende und einem zweiseitigen Textteil zum
Verständnis der Wirbelsäule. Ein sehr empfehlenswertes Buch für
alle, die nicht nur - aber auch - auf der körperlichen Ebene mit älteren
Menschen arbeiten möchten. Es ist auch für Alleinübende
geeignet, allerdings empfiehlt es sich, besonders zu Beginn der eigenen
Praxis, eine(n) gute(n) Lehrer(in) an der Seite zu haben. Eine Gruppe hat
noch mehr Vorteile: sie gibt oftmals das - vielleicht lange entbehrte -
Gefühl von Geborgenheit und Angenommensein, eine Berührung kann
blockierte Energien lösen, eine Hilfestellung setzt die eigene Kreativität
für individuelle Lösungsmöglichkeiten frei. Zudem ermuntert
die Gruppe zu Freundschaft mit Gleichgesinnten über die Unterrichtsstunden
hinaus. Auch davon erzählt dieses Buch.
Yoga
für Körper und Seele : Asanas, Atmung, Entspannung, Ernährung,
Meditation / Hrsg. Sivananda Yoga Vedanta Centre. Übersetzung: Bettina
Bach. - München : Mosaik-Verlag, 1996. - 168 S. : überwiegend
Illustrationen. - 29 x 22 cm. - ISBN 3-576-10744-4. - DM 39.90
Der
Titel dieses Buches ist schon sehr aussagekräftig und er hält,
was er verspricht: Yoga wird dank der sehr ansprechenden Bebilderung umfassend
und doch leicht verständlich dargestellt mit seiner Jahrtausende währenden
Tradition, in all seinen Aspekten und Stufen, von den ethischen Prinzipien
über die Asanas, Atemübungen, Reinigungstechniken, Entspannungsübungen
bis hin zur Meditation. Der vegetarischen Ernährung mit einigen sehr
leckeren Rezepten sind immerhin 27 Seiten gewidmet, sogar das Fasten wird
kurz erklärt, jedoch bilden den Hauptteil dieses Buches die Asanas.
Sie sind in einer für den Körper sehr sinnvollen Reihenfolge,
der Rishikesh-Reihe von Swami Sivananda, aufgebaut und vorzüglich
beschrieben und fotografiert. Jede Asana wird stufenweise erklärt
und in sehr schönen Fotos abgebildet, auf mögliche Fehler wird
in Wort und Bild hingewiesen, ebenso auf Vorsichtsmaßnahmen hinsichtlich
bestimmter Krankheitsbilder. Zu jeder Stellung gibt es Hinweise auf die
körperlichen Wirkungen - mittels Zeichnungen sind in den Fotos Skelett,
Muskeln, Blutbahnen, innere Organe sichtbar gemacht und somit die Auswirkungen
auf den physischen Körper verdeutlicht, es gibt Hinweise auf die mentalen
Wirkungen, z.B. konzentrationsfördernd, ausgleichend, belebend usw.,
und es gibt Hinweise zu den pranischen Wirkungen.
Für
Fortgeschrittene enthält das Buch eine Fülle von Yogaübungen,
es macht Freude, damit zu arbeiten und es kann wärmstens sowohl für
Anfänger als auch für Geübte empfohlen werden. Jede(r) wird
ansprechend und anspruchsvoll informiert, zum Selbermachen angeregt, auch
zum tieferen Studium animiert. Dass dies von einem solcherart reich und
bunt bebilderten Buch geleistet, wird ist erfreulich und bemerkenswert.
Der
Steuertipp für Yogalehrer – Tipp 1
Von
Hanspeter Sperzel
Fallbeispiel:
Ehepaar;
er ist Angestellter mit normaler Arbeitszeit; sie ist Hausfrau (nicht berufstätig),
ist bei ihrem Ehemann mitversichert, und unterrichtet Yoga in ihrer Freizeit;
der Unterricht findet zur Zeit in gemieteten oder zu Verfügung stehenden
Vereinsräumen statt; für später ist ein Yogastudio im eigenen
Haus geplant.
Fragen:
Welche
steuerrechtlichen und versicherungsrechtlichen Konsequenzen ergeben sich
aus der Nebenbeschäftigung und was ist für die Zukunft zu beachten?
Bis
zu einem Jahreseinkommen von DM 3600,00 (Übungsleiterpauschale) durch
den Nebenverdienst (Yogaunterricht) ändert sich nichts. Dieser Betrag
kann in der Steuererklärung angegeben werden. Er ist steuerfrei und
nicht sozialversicherungspflichtig.
Bis
zu einen Jahreseinkommen von DM 7560,00 (DM 630,00 monatlich) und
einem Zeitaufwand von nicht mehr als 15 Std wöchentlich durch den
Nebenverdienst (Yogaunterricht) ist sie versicherungstechnisch besehen
“geringfügig beschäftigt” und übt steuerrechtlich einen
Nebenverdienst aus. Sie bleibt bei ihrem Mann krankenversichert, erstellt
eine Gewinn/Verlustrechnung und gibt den Gewinn in der gemeinsamen Steuererklärung
an. Da sie keine andere Tätigkeit ausübt, steht ihr dazu ihre
eigene Steuerkarte zur Verfügung. Auch durch den Unterricht im eigenen
Studio ändert sich nichts. Dies kann wie ein Arbeitszimmer in die
Gewinn/Verlustrechnung einfließen.
Übersteigt
das Jahreseinkommen durch den Yogaunterricht DM 7560,00 (DM 630,00 monatlich)
und kann auch durch phantasievollsten Einsatz der Gewinn/Verlustrechnung
dieser Betrag nicht gehalten werden, tritt sie in die Selbstständigkeit
als freiberuflich Tätige ein. Damit beginnt die Sozialversicherungspflicht
und eine eigene Krankenversicherung wird fällig. Diese kann durchaus
DM 600 monatlich betragen. Alle anderen Sozialversicherungen sind freiwillig.
Steuerrechtlich ändert sich nichts weiter.
Zu
beachten: Sie muss jetzt DM 14760,00 verdienen, um den gleichen Betrag
von DM 7560,00 zu erwirtschaften. Sie sollte sich also überlegen,
ob sie ihre Einnahmen wirklich über diese Nebenverdienstgrenze hebt.
Ab
einem Jahreseinkommen von DM 32500,00 beginnt die Umsatzsteuerpflicht;
ab DM 48000,00 tritt die Gewerbesteuer auf den Plan, und spätestens,
wenn eine dieser Grenzen erreicht wird, sollte sie sich einen Steuerberater
leisten.
Es
lohnt sich bei diesem Beispiel auf jeden Fall, genau zu rechnen, bevor
man sich für eine Variante der Selbstständigkeit entscheidet.
Ich rate zunächst dazu, im Nebenverdienstbereich zu bleiben und alle,
wirklich alle legalen Mittel zu nutzen, um nicht “selbstständig” zu
werden. Zu bedenken ist dabei allerdings, dass die ethischen Grundsätze
des Yoga (Yama, Patanjali) nicht verletzt werden.
Ich
wünsche allen Yogalehrern viel Freude und Erfolg bei ihrer wichtigen
Tätigkeit!
Om
Namah Shivaya
Revolution
in der Herztherapie - das Ornishprogramm und Yoga
Ein Beitrag von
Christine Endris
Als
Dr. Dean Ornish im Jahre 1990 sein Buch "Dr. Dean Ornish's program for
reversing heart desease" in den Vereinigten Staaten veröffentlichte,
schrieb er in der Einleitung:
"In
diesem Buch geht es um die Heilung Ihres Herzens, in physischer, emotionaler
und spiritueller Hinsicht. Das Programm, das wir hier beschreiben, nennen
wir 'Öffnung des Herzens'; es kann Ihnen helfen, Ihr Leben zu verändern.
Dieses Programm basiert auf einem Forschungsprojekt, das ich während
der letzten vierzehn Jahre leitete, einschließlich einer Studie,
die meine Mitarbeiter und ich kürzlich fertigstellten und die bewiesen
hat - zum ersten Mal -, daß viele Menschen ihre Herzerkrankungen
allmählich rückgängig machen können, einfach indem
sie ihre Lebensweise verändern. Es ist das einzige wissenschaftlich
untermauerte Heilungsprogramm für Herzkrankheiten, das ohne cholesterinsenkende
Medikamente oder chirurgische Eingriffe auskommt. ... Mit Hilfe neuer medizinischer
Technologien, die vorher nie verfügbar waren, fanden wir heraus, daß
die Koronararterien vieler Menschen mit gravierenden Herzerkrankungen sich
tatsächlich zu öffnen begannen, als sie unserem Programm folgten.
Mit anderen Worten: Die Blockierung ihrer Arterien löste sich allmählich,
und die Blutzufuhr zum Herzen wurde verstärkt. Und anders als bei
den meisten chirurgischen oder medikamentösen Therapien sind die einzigen
bekanntgewordenen Nebenwirkungen dieser Veränderungen der Lebensweise
angenehmer Art.
Die
Patienten und Patientinnen, die an unserer Studie teilnahmen, empfanden
einen Zuwachs an Lebensfreude und Vitalität; ihre Brustschmerzen ließen
nach oder verschwanden völlig, viele konnten ihre Medikamente auf
geringere Dosen reduzieren oder sie schließlich ganz absetzen. Außerdem
stellten wir bei den Blutuntersuchungen fest, daß die Cholesterinwerte
des Blutes bei diesen Patienten stärker zurückgingen, als je
zuvor ohne den Einsatz von Medikamenten erreicht worden ist."
Heilsame
Lebenumstellungen
Das
Buch hat in aller Welt größte Aufmerksamkeit erregt. Es erschien
1992 in Deutschland unter dem Titel "Revolution in der Herztherapie" und
belegt, daß es für Herzkranke möglich ist, 'nur' mit Hilfe
einer - allerdings radikalen - Umstellung der gesamten Lebensweise und
-einstellung, körperlich und gleichzeitig seelisch zu gesunden.
Die
Veränderung der Lebensweise basiert auf der drastischen Vermeidung
koronarer Risikofaktoren und deren Ersetzen durch neue, herzstärkende
Komponenten. Diese sind:
-
Übungen zur Verstärkung von Intimität und Kontakt und zur
effektiven Bewältigung von Streß (Streß-Management-Techniken)
-
eine sehr fett- und cholesterinarme Diät
-
ein System, das hilft, das Rauchen aufzugeben und sich aus anderen Abhängigkeiten
zu lösen
-
ein moderates Körpertrainingsprogramm.
Dean
Ornish's eigene Erfahrungen
Unter
dem ersten Punkt, den Streß-Management-Techniken, versteckt sich
nichts anderes als Yoga. Dean Ornish hatte während seiner Collegezeit
eine schwere Lebenskrise, er litt unter Selbstzweifeln und wurde von einer
tiefen Depression gequält. Als einzigen Ausweg sah er nur noch den
Selbstmord. Glücklicherweise hielt eine schwere Krankheit den 18-jährigen
davor zurück. Dafür trat ein anderes Ereignis in sein Leben:
Er lernte den damals im Westen sehr angesehenen indischen Swami Satchidananda
kennen, der Vorträge an den National Institutes of Health gehalten,
vor den Vereinten Nationen gesprochen hatte und der bereits zweimal mit
Papst Paul VI. zusammengetroffen war. Was er von ihm hörte, berührte
ihn zutiefst:
"Nichts
auf der Welt wird uns je dauerhaftes Glück vermitteln. Von außen
kann dieses Glück, das wir alle ersehnen, nicht kommen, aber wir tragen
es bereits in uns, wenn wir Körper und Geist genügend zur Ruhe
bringen, um ein inneres Gefühl des Friedens, der Selbstachtung und
der Würde zu entwickeln, das nicht vom Machen und vom Haben sondern
einfach vom Sein ausgeht. Und das Paradoxe ist: Wenn wir uns dessen nicht
bewußt sind, laufen wir ruhelos umher auf der Suche nach flüchtigem
Glück und machen es uns durch diese Ruhelosigkeit unmöglich,
die innere Freude und den Frieden zu empfinden, die wir in uns tragen."
Diese
Worte veränderten Ornishs Leben. Es ging dem jungen Collegeschüler
dermaßen schlecht, daß er bereit war, alles auszuprobieren.
Er wurde Schüler von Satchidananda und begann, die Yogatechniken zu
praktizieren. Er machte Asanas, Atemübungen, Meditation, Entspannungsübungen
und Visualisierungen. Allmählich gelang es ihm, seinen Geist zur Ruhe
zu bringen und ein Gefühl der inneren Harmonie zu spüren. Es
wurde ihm plötzlich klar, daß er die ganze Zeit am falschen
Ort nach Frieden, Glück und Selbstachtung gesucht hatte, nämlich
außen, in seiner Umgebung.
Dean
Ornish vertiefte seine Yogapraxis und stellte seine Ernährung um auf
fettarme vegetarische Kost. Er wurde gesund.
Es
wurde ihm klar, daß er zum Scheitern verurteilt war, wenn er sich
von außen definieren ließ über Leistung, Ansehen, Besitz,
Macht u.dgl. und daß er sein Kraftpotential nur dann ausschöpfen
konnte, wenn er sich von innen heraus definierte und mit sich selbst im
Reinen war - wenn nötig mit all seinen Schwächen und Ängsten.
Er war vom äußeren Erfolg nicht mehr abhängig.
Ein
langjähriges Forschungsprojekt
Mit
dieser Erfahrung begann er, noch als Medizinstudent, sein erstes Forschungsprojekt.
Der Titel lautete: Der Einfluß von Yoga und vegetarischer Ernährung
auf die koronare Herzkrankheit. Er bat mehrere zum Teil prominente Kardiologen
um die Überweisung von Patienten als Projektteilnehmer. Was geschah?
Die Kardiologen fanden die Idee und das Thema sehr gut und förderungswürdig
- sie hatten jedoch ein kleines Problem! Sollten etwa ihre Patienten denken,
sie würden sie zu einem indischen Guru schicken wollen?! Nein, dem
Kind mußte ein anderer Name gegeben werden (1977 in den USA, heute
ist Yoga dort weit verbreitet) - fortan hieß es: 'Die Wirkung von
Streß-Management-Techniken und veränderter Ernährung auf
koronare Herzerkrankungen'.
Der
yogische Teil des Programms
Woraus
besteht nun der yogische Teil des Ornish-Programms?
Er
heißt, wie bereits gesagt, Streß-Management-Techniken, und
umfaßt
- zwölf
Stretching-Übungen (20 Minuten)
-
progressive Entspannungstechniken (15 Minuten)
-
drei Atemtechniken (5 Minuten)
-
Meditation (15 Minuten)
-
geführte oder rezeptive Imagination/Visualisierung (5 Minuten)
Das
Programm enthält außerdem Anleitungen zur Steigerung von Intimität
und Kontakt.
Die
Stretching-Übungen nach Dean Ornish sind verschiedene bekannte Asanas
und auch der Sonnengruß. "Yoga fürs Herz: die praktische Anleitung
zur Streßbewältigung im Rahmen der Dr.-Ornish-Herztherapie",
herausgegeben vom Deutschen Wellness Institut in Düsseldorf, gibt
sehr detailierte Anleitungen zur Yogapraxis. Es entstand in Zusammenarbeit
mit einem interdisziplinären Experten-Team und einer sehr kompetenten
Yogalehrerin. Die Schrift enthält sinnvoll aufeinander abgestimmte
leichte Übungssequenzen, die gefahrlos von jedem (noch kranken) Menschen
ausgeführt werden können. Auf dem Wege der Heilung ist es durchaus
möglich, daß die Übungen durch weitere klassische Yogapraktiken
erweitert werden.
Da
sich die progressive Muskelrelaxation nach Jacobsen sehr bewährt hat
und in den Vereinigten Staaten weit verbreitet ist - auch sie aus dem indischen
Yoga abgeleitet, wie Dr. Ornish festhält - wird diese als Entspannungstechnik
aufgeführt.
Als
Pranayama (Atemübung) empfiehlt Ornish das Einüben der vollständigen
Yoga-Atmung, das heißt, Bauch und Brustkorb vollständig füllen,
zudem Kapalabhati (Stoßatmung) und Anuloma Viloma (Wechselatmung).
Visualisierung
zur Öffnung des Herzens
Unter
den Visualisierungsübungen sind auch solche, die das eigene Herz bis
ins Detail vor dem geistigen Auge erscheinen und es mit heilenden Bildern
und Vorstellungen wieder gesund und kraftvoll werden lassen.
Der
rezeptiven Visualisierung wird große Bedeutung zugemessen. Gemeint
ist damit die Herstellung der Verbindung zur Heilkraft und Weisheit des
eigenen Unbewußten. In geführten Einzel-Visualisierungen und
in Gruppengesprächen erhält der Patient (wieder) Zugang zu lange
verdrängten Gefühlen, zu schmerzlichen Ereignissen, die seit
Jahren oder Jahrzehnten geschehen sind und unverarbeitet den ganzen Menschen
blockieren, körperlich und seelisch. Im Rahmen dieser Prozesse geschieht
die Öffnung des Herzens nach außen. Gefühle und Signale
des Körpers werden wahr- und ernstgenommen, wenn nötig zum Ausdruck
gebracht. Durch die Teilnahme an solchen (Gruppen-) Gesprächen, durch
Yogapraxis und Meditation, stellt sich früher oder später die
Fähigkeit zum Zuhören ein. Und es folgen fast zwangsläufig
wunderbare Erfahrungen wie Mitgefühl, Selbstlosigkeit, Vergebung und
Liebe sich selbst gegenüber wie auch zu anderen Menschen. Wahrhaftig
eine Öffnung des Herzens!
Meditation
Warum
zum Ornish-Programm die Meditation gehört, erklärt sich aus der
Frage, warum Patienten mit koronaren Herzerkrankungen auf Streß in
dieser krankmachenden Weise reagierten. Dr. Ornish stellte hierzu fest:
es ist die Art und Weise, wie Lebenssituationen wahrgenommen werden. Chronischer
Streß, Ängste und Verlassenheitsgefühle können eine
Menge physischer Mechanismen auslösen, die zu Herzerkrankungen und
anderen Krankheiten führen. Dagegen steht die Heilkraft der in der
Meditation erfahrenen Einheit mit einer höheren Kraft, die allem innewohnt
und die alles Geschaffene miteinander verbindet. "Die unmittelbare
Erfahrung einer Kraft, die größer ist als wir selbst, kann unser
Leben wandeln durch die Erkenntnis, daß wir in einer grundlegenden
Weise mit allem Lebendigen verbunden und nie allein sind." So schreibt
Dean Ornish über die Meditation.
Die
Meditation ist nach Patanjalis Raja Yoga Sutras die vorletzte Stufe in
der Yogapraxis. Es folgt "nur" noch Samadhi.
Wege
zum Ornish-Programm und zum Yoga
Ein
interessierter Patient sollte sich zum Erlernen der Streß-Management-Techniken
einen guten Yogalehrer suchen, der alle die oben genannten Techniken beherrscht.
In Deutschland setzt sich der Deutsche Wellness Verband, Düsseldorf
für die Weiterführung und Verbreitung des Ornish-Programms ein.
Das Haus Yoga Vidya in Oberlahr (Westerwald) bietet mit Referenten des
Wellness Instituts das Programm als spezielle Fortbildung für Yogalehrer
an. Vom Wellness Institut und vom Haus Yoga Vidya können Adressen
der Yogalehrer vermittelt werden, die an den Fortbildungsseminaren teilgenommen
haben. Zudem gibt es im Haus Yoga Vidya auch Einführungsseminare für
Betroffene und Interessierte.
...
acht Jahre später
Im
Jahr 1998, acht Jahre nach Erscheinen seines in jeder Hinsicht erfolgreichen
Buches "Revolution in der Herztherapie" sagte Dean Ornish in einem Interview:
Am wichtigsten und hilfreichsten in der Herztherapie waren die Heilkraft
von Liebe und Intimität. Es gibt unzählige Wege, auf denen wir
das Einssein und die Verbundenheit erfahren können. Für mich
selbst waren beispielsweise Yoga und Meditation sehr mächtige 'Werkzeuge'
- aber es gibt auch Vertrauen, Hingabe, Vergebenkönnen, Altruismus
oder andere Formen der Gemeinschaftserfahrung. Selbst freundliche Berührungen
oder Massagen können kleine Wunder wirken.
Eine
wahre Revolution in der Herztherapie!
Literatur:
Dean
Ornish : Revolution in der Herztherapie. Aus dem Amerikan. übers.
von Olga Rinne. - Stuttgart : Kreuz-Verlag, 1992. - 496 S., Ill. - ISBN
3-7831-1197-8 geb. DM 49.80
Yoga
fürs Herz: die praktische Anleitung zur Streßbewältigung
im Rahmen der Dr.-Ornish-Herztherapie / Evelis Grohmann. Hrsg. vom Deutschen
Wellness Institut, Düsseldorf. - 1. Aufl., 1995
Raja
Yoga Sutras von Patanjali mit Kommentar in: Meditation und Mantras von
Swami Vishnu-Devananda. Im Buchhandel erhätlich!
Adressen:
Haus
Yoga Vidya
Gut
Hoffnungstal
57641
Oberlahr
Tel.
02685/ 989482
Fax
02685/989483
Internet
www.Yoga-Vidya.de
e-mail
info@yoga-vidya.de
Deutscher
Wellness Verband
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7
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Düsseldorf
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