Goraksha Shataka

 

Vers 64: Jihva Bandha

 

Wenn man über die Göttin in Form des Unsterblichkeitsnektars meditiert, (während man diesen zurückhält,) indem man mit der Zungenspitze kräftig gegen die Basis der Schneidezähne drückt, wird man innerhalb von sechs Monaten zu einem Weisen.


    सम्पीड्य रसनाग्रेण राजदन्तबिलं महत् |
    ध्यात्वामृतमयीं देवीं षण्मासेन कविर्भवेत् || ६४ ||


    sampīḍya rasanāgreṇa rāja-danta-bilaṃ mahat |
    dhyātvāmṛta-mayīṃ devīṃ ṣaṇ-māsena kavir bhavet || 64 ||

    sampidya rasanagrena raja-danta-bilam mahat |
    dhyatvamrita-mayim devim shan-masena kavir bhavet || 64 ||


Wort-für-Wort-Übersetzung

    sampīḍya : während man drückt ("gedrückt habend", sam + pīḍ)
    rasanāgreṇa : mit der Spitze (Agra) der Zunge (Rasana)
    rāja-danta-bilam : gegen die Basis ("Höhlung", Bila) der Schneidezähne ("Königszähne", Rajadanta)
    mahat : kräftig ("mächtig", Mahat)
    dhyātvā : indem man meditiert, visualisiert ("meditiert habend", dhyā)
    amṛta-mayīm : in Form ("bestehend aus", Maya) des Unsterblichkeitsnektars (Amrita)
    devīm : über die Göttin (Devi)
    ṣaṇ-māsena
: innerhalb von sechs Monaten (Shanmasa)
    kaviḥ : ein Weiser, Dichter (Kavi)
    bhavet : wird, werde man (bhū)

Anmerkung: In der Hatha Yoga Pradipika wird der Jihva Bandha genannte Zungenverschluss, der ebenfalls das Fallen des Mondnektars in die Sonne im Nabelbereich verhindert, zweimal erwähnt - einmal in Vers 1.48 im Zusammenhang mit der Praxis von Padmasana, und einmal in Vers 3.22 im Zusammenhang mit der Praxis von Maha Bandha:

    nāsāgre vinyased rāja-danta-mūle tu jihvayā |
    uttambhya cibukaṃ vakṣasy utthāpya pavanaṃ śanaiḥ || 1.48 ||

"Man richte (beide Augen) auf die Nasenspitze (Nasagra), drücke mit der Zunge (Jihva) an die Basis (Mula) der Schneidezähne (Rajadanta), presse das Kinn (Chibuka) auf die Brust (Vakshas), und lenke den Lebensatem (Pavana, durch Mula Bandha) langsam aufwärts." (HYP 1.48)

    matam atra tu keṣāñ-cit kaṇṭha-bandhaṃ vivarjayet
    rāja-danta-stha-jihvāyā bandhaḥ śasto bhaved iti || 3.22 ||

"Hier (im Zusammenhang mit der Praxis von Maha Bandha) ist jedoch die Ansicht (Mata) einiger (Lehrer), dass man den Kehlverschluss (Kanthabandha, d.h. Jalandhara Bandha) vermeiden soll, (und dafür) wird der Verschluss (Bandha) empfohlen, bei dem sich die Zunge (Jihva an den Schneidezähnen (Rajadanta) befindet (Stha, d.h. Jihva Bandha)." (HYP 3.22)