Peace Pilgrim in der Presse

Peace Pilgrim freute sich über die häufigen Begegnungen mit Journalisten von Zeitungen, Rundfunk und Fernsehen. Sie schätzte die Medien als praktischen und nützlichen Weg, ihre Botschaft zu vielen Menschen zu tragen. Nach anfänglicher, berufsbedingter Skepsis reagierten die Journalisten gewöhnlich sehr positiv auf ihren Witz, ihre Aufrichtigkeit und ihre Bereitschaft, ihre Fragen gewissenhaft zu beantworten.

Sie war uns überlegen - und wie uns das gefiel!

(The Harvey County News, Newton, Kansas, 25. Juni 1953 Leitartikel von Floyd Geyman)
Diesen Raum teilt heute mit uns eine, die einer von Gott berührten Heimatlosen gleicht, die die Siegespalme durch ihre klare und fröhliche Heiterkeit und ihren vollkommenen Lebenswandel erwarb, während sie einen Hürdenlauf über all die Kniffe eines fragwürdigen Journalisten auf der Spur der Wahrheit vollführte. Sie hat uns besiegt - und hat einige bohrende Gedanken hinterlassen.
Sie kam hier an, gekleidet in ihre blaue Tunika, und ging zur Redaktion, mit strahlendem Gesicht. Unserem ersten Eindruck nach war sie ein Abschmierer von einer Tankstelle. Aber auf den zweiten Blick sahen wir, daß die Schrift, die wie ein Wappen über ihre Brust gemalt war, nicht der Name einer Ölgesellschaft war. Sie lautete: „Peace Pilgrim.“
Ob wir an ihrer Mission und an ihrer Botschaft interessiert seien - hier sei die Geschichte. So streckte sie uns einen Stoß Papiere entgegen, die Seiten fein säuberlich getippt. Nach eiligem Überfliegen schien eines zu fehlen - vielleicht ein Versehen.
„Ihr Name?“ mit gezücktem Bleistift.
Und hier begann der Kampf.
„Mein Name tut nichts zur Sache”, erklärte sie. „Ich bin nichts. Meine Sache ist alles. Ich suche keine Publizität für mich selbst. Für Sie – Sie und die übrige Welt – heiße ich Peace Pilgrim.“
Nun gilt in Zeitungskreisen die altmodische Ansicht, daß der Name die Nachricht ausmache. Wenn man bewußt seinen Namen vor einem wißbegierigen Reporter zurückhält und dabei Publizität in dem Medium sucht – nun, dann hat man gelinde ausgedrückt einen schweren Weg vor sich. Der Nachrichtenspürhund wird einem wahrscheinlich nicht mehr Bedeutung zumessen als einem, der die Datenschutzgesetze hervorzieht, wenn man in fragt, ob und wann er geboren wurde.
„Das ist eine drollige Auffassung“, bemerkten wir mit möglichst frommem Gesichtsausdruck. „Stell dir vor, Christus hätte deine Haltung eingenommen – seinen Namen verschwiegen – du hättest nie von ihm gehört. Namen sind Schilder, durch die wir Menschen, Anliegen und vieles mehr identifizieren. So gib nach, wenn ich überhaupt Notiz von dir nehmen soll – glaube mir, ich bin ein zäher Bursche. „
Sie lächelte – und es war kein „nun-komm-schon-Grinsen“. Es war ein leuchtendes Strahlen, natürlich und klar. Mit einer Spur Vorstellungskraft hätte man einen Heiligenschein sehen können.
„Ich habe keine Angst“, erklärte sie – nicht prahlerisch, sondern einfach, ernsthaft. „Ich habe den besten Schutz.“
„Du meinst, du hast eine Kanone bei Dir – wie Calamity Jane?“, fragten wir freundlich, „laß sehen.“
„Gott ist mein Schutz“, sagte sie.
Eines Nachts, in der Wüste von Arizona – die sie von Los Angeles bis zur Atlantikküste durchquerte, 5000 beschwerliche Meilen, um die Sache des Friedens zu fördern – sah sie ein Auto am Straßenrand geparkt, und ein großer stämmiger Kerl forderte sie auf, einzusteigen, um sich ein bißchen aufzuwärmen. Sie tat es. Und es war warm. Sie rollte sich auf dem Rücksitz zusammen und schlief den traumlosen Schlaf des Gerechten. Als sie aufwachte, erzählte ihr der Gorilla, daß da etwas sei, was er nicht verstehen könne. Zweimal wollte er sich mit bösen Absichten an ihr vergreifen, aber er brachte es nicht über sich.
„Warum zum Teufel?” wollte er wissen.
Gott“, antwortete sie und setzte ihre Wanderung in Richtung auf den fernen Atlantik fort.
Immer noch verblüfft wechselten wir zu einer anderen Strategie über, die im Garten Eden erfunden wurde, gerade vor ein paar Jahren.
„Gib uns Deine Hand“, baten wir sie, und ohne im geringsten zu zögern, streckte sie uns ihre rechte Flosse* entgegen. Sie hatte eine kleine, feste Hand, aber wir konnten kein erregtes Pulsieren feststellen, als wir sie auf die gute alte Weise streichelten.
„Du hast Elektrizität, Mädel“, schwindelten wir in einem Ton, der selten seine Wirkung verfehlt. „Sag mir, bist du Salome – die Dame, die um das Haupt Johannes des Täufers tanzte und dann mit der anbetenden Menge Jesus zum Kreuz folgte? Oder bist du Maria Magdalena?“
Aber es war kein Treffer – sie blieb standhaft.
„Ich bin Peace Pilgrim“, erklärte sie.
„Ja, du bist eine böse Versucherin, die die Schwachen verführt und die Welt zugrunde richtet“, klärten wir sie auf, in der Hoffnung, einen Funken Ärger in ihr zu wecken. „Du gehörst ins Kittchen, und wir haben ein gutes hier in Newton.“
Sie lächelte, und es war kein Grinsen von der Sorte, das eher die Zähne zeigt als die Seele.
„Ich war im Gefängnis“, sagte sie. „Wegen Landstreicherei. Aber sie lassen mich immer frei, sobald sie verstehen.“
Was soll man da machen, mit so einer Person?
„Zigarette?“ fragten wir einladend und hielten ihr eine schön bedruckte Packung hin. „Welchen Whisky magst du, nenne ihn und er gehört dir.“
Sie sagte nicht: „Laß ab von mir, Satan.“ Sie sagte: „Ihr habt einen guten Kern. Ich wünschte wirklich, ich könnte euch meinen Namen sagen. Aber das wäre nicht fair gegenüber all den anderen Journalisten von Zeitung, Rundfunk und Fernsehen von hier bis Los Angeles. Ihr wollt doch nicht, daß ich das tue, oder?“
„Doch“, gaben wir zurück. „Sag uns deinen Vornamen, als Vorspeise – den Rest kriege ich später. Du hast meine Integrität als Journalist herausgefordert. Das geht einfach nicht.“
Und wissen Sie, sie zögerte, nur für einen kurzen Moment. Dann schüttelte sie den Kopf.
„Das wäre den anderen gegenüber nicht fair.“ Und das war es.
Wir hätten ihr natürlich sagen können, daß wir uns keinen Deut um ihren Namen und die Namen all ihrer Vorfahren scherten. Daß wir nur die uns zur Verfügung stehenden Mittel benutzen, um die Tiefen ihrer Seele auszuloten – um herauszufinden, ob sie echt sei oder nur wieder ein Schwindler.
Als wir, nachdem sie gegangen war, den Stoß Propagandamaterial durchsahen, fanden wir dies geschrieben: „Wer bin ich? Nennt mich einfach Peace Pilgrim. Während ich diese Pilgerreise für den Frieden durchführe, sehe ich mich nicht als Individuum, sondern eher als Verkörperung all der Herzen der Menschen, die nach Frieden rufen.“
Nun, Brüder und Schwestern, das war's. Das ist alles. Aber irgendwo, irgendwo steht geschrieben, daß irgendjemand, irgendwann, einen Engel beherbergte, ahnungslos – nicht zahnlos, wie der kleine Junge es las. Vielleicht hatten wir diese Art von Gesellschaft. Wer weiß?

*) Originalton, d. Übers.

Auszüge aus Zeitungberichten

Die Gruppe hätte nicht begeisterter, angeregter und besser unterhalten sein können, wenn das Bostoner Symphonieorchester und der Mormon Tabernacle Chor statt ihrer erschienen wären. Man erwartet eigentlich von einer älteren Frau, die in marineblauen Hosen und Hemd sowie einer dazu passenden Tunika mit der Aufschrift „Peace Pilgrim“ vorne und „25000 Meilen für den Frieden“ hinten, erscheint, daß sie nicht mehr als eine wunderliche, wohlmeinende Exzentrikerin ist. Nichts läge der Wahrheit ferner. Viel Witz, aber kein Unsinn kommt von dieser Frau, die ihren wahren Namen, Geburtsort und -datum nicht sagen will, einfach, weil sie meint, solche Informationen legten zu viel Gewicht auf die Person.

„Sie bestieg die Rednerbühne mit der Frische eines jugendlichen Joggers. Den einen Fuß fest auf dem Boden, den anderen nach vorne abgewinkelt, als wolle sie gerade lostraben, sprach sie über eine Stunde, ihre Stimme, ausdrucksvoll und ohne Stocken, und dabei Tiefgründigkeiten in einfachsten jedoch äußerst bedeutungsvollen Worten in großer Vielfalt produzierend.“ (Ein Journalist aus Kalifornien)

„Inmitten allen technologischen Fortschritts ... inmitten der Ängste vor einen Atomkrieg ... gibt es in den USA heute wenigstens eine Person, die sieht, daß der Weg der sinnlichen Freuden und der Befriedigung weltlicher Bedürfnisse nicht zum inneren Frieden führt. Es gibt einen Pfad, der Reinigung und Loslassen verlangt, aber unsagbare geistige Wohltaten bereithält…  Der Frieden kann nur gesichert werden, wenn die Bereitschaft vorhanden ist, den Preis zu zahlen. Wenn sie spricht, dann ist es als spräche die Stimme Gandhis durch sie. Der Preis des Friedens ist Gehorsam gegenüber höheren Gesetzen...“ (Ein Journalist in Indien)

„Ihr Schutz und ihre Führung kommen von Christus – man sieht ihn fast an ihrer Seite stehen. Keine Frau könnte alleine sicher reisen ohne göttliche Begleitung...“ („The Wandering Reporter“ aus Pittsburgh)

„Bei den Menschen, denen sie begegnete, fand sie nur Interesse, Unterstützung und Ermutigung, und sie ist überzeugt, daß Nationen wie Menschen ´auf einer spirituellen Ebene´ existieren können, und daß nur so wirklicher Friede werden kann.“ (Los Angeles Times)

„... Jenen unter uns, die manchmal meinen, die Welt gleite ab in einen Sumpf von Gier und Korruption ... hilft ein Zusammentreffen mit dieser bemerkenswerten Frau sehr, um den verbitterten Standpunkt des Zynikers zu verändern.“

„... Auf der Welt gab es schon immer Wahrsager, Seher, selbst-ernannte Propheten und Vorboten des Jüngsten Gerichts, aber Peace Pilgrim unterscheidet sich von diesen, weil zumindest ihre rhetorische Anziehungskraft aus einem gesunden Menschenverstand kommt.“
„Ein Engländer sagte einmal zu Gandhi: ´Mein Herr, Sie sind so einfach, daß sie uns verblüffen, so aufrichtig, daß Sie uns in Verlegenheit bringen.´ Ich möchte ergebenst bemerken, daß diese Aussage ebenso auf eine kleine, bejahrte, jedoch sehr lebendige Frau, bekannt als Peace Pilgrim, zutrifft.“
„Eine Erscheinung des Friedens wurde in den Vereinigten Staaten geboren, und wir sind damit gesegnet. Eine Nation mit einer Kriegskultur und einer Kriegswirtschaft, die es wagte, die erste Atombombe zu werfen und die, wie man weiß, mit einer Wasserstoffbombe drohte, hat eine einsame, silberhaarige Frau hervorgebracht, die durch ihr Leben des Pilgerns Schritt für Schritt sagt, daß es einen besseren Weg zu leben und Konflikte zu lösen gibt.

... Indem sie ihren spirituellen Verdruß umwandelte, klärte sich ihr Auftrag. Sie betete für die Pilgerreise und entdeckte, daß ihre Pilgerreise selbst ein Gebet war.“
„Man sagt, daß es einem in Indien und anderen orientalischen Ländern jederzeit passieren kann, einen ´Heiligen Mann´ zu treffen – aber einen Menschen in Amerika zu treffen, der ohne einen Cent Geld reist, in diesem Land, wo man das Geld wie in keinem anderen Land anbetet, ist einfach umwerfend. Genauso ein Mensch reist gerade durch die Staaten und lehrt vom Weltfrieden – die Frau, die sich Peace Pilgrim nennt ... Sie fürchtet sich vor nichts, hat eine sonnige Veranlagung und ist so glücklich, wie wir noch keinen Menschen getroffen haben. Kein Geldscheffler hat je so einen Frieden des Geistes erreicht wie sie.“ 

„Peace Pilgrim“... war eine Frau mit einer Aufgabe, die über das Vorstellungsvermögen der meisten Leute hinausreicht. Sie war eine Pilgerin im wahrsten Sinne des Wortes. Sie berührte mich auf eine Art und Weise, die ich einfach nicht verstand. Sie stand ganz ungezwungen vor einer Journalistenklasse eines College in Kansas City, unberührt davon, daß sie vom PM Magazin* gefilmt wurde. Als sie mit ihrer freimütigen Art ihre Botschaft vorzutragen begann fragte ich mich zuerst, ob sie verrückt sei, oder einfach versuchte, für ein Buch Publizität zu gewinnen, von dem ich überzeugt war, daß sie es über ihre Reisen schreiben würde. Aber während sie sprach, passierte etwas mit mir. Sie war sehr aufrichtig mit ihrer Botschaft. Sie schaute jeden Studenten an und erweckte dabei das Gefühl, daß sie nur zu ihm oder ihr spreche. Ihre Augen begegneten jeder Person im Raum und übertrugen die Liebe und den Frieden, von denen sie sprach ... . Es war eine seltsame Ironie um ihre Anwesenheit in dem College. Peace Pilgrims Lehre schien in dieser College Umgebung unangebracht. Ein College ist schließlich das Sprungbrett für Amerikas Geschäftsmänner und Kapitalisten der Zukunft. Die meisten, wenn nicht alle Studenten waren auf dieser Schule in der Hoffnung auf eine gute Stelle nach ihrem Abschluß, in der Hoffnung, viel Geld zu machen. Aber hier war eine Frau, die all ihren weltlichen Besitz aufgab, um ihr Leben so, wie sie es für angemessen hielt, zu leben. Warum in aller Welt sollte jemand so etwas tun? Ich habe dafür nur die Antwort, daß sie wirklich ihren Teil dazu beitragen wollte, einer geplagten Welt den Frieden zu bringen. Sie war überzeugt, der Frieden müsse mit dem einzelnen anfangen. An dieser Philosophie hielt sie bis zu ihrem Tod fest.
Im gefüllten Klassenzimmer saßen die Studenten wie magnetisiert auf ihren Sitzen, fast ungläubig, daß so eine Person nicht nur bitterkalte Nächte, sondern auch Reisen durch die unsichersten Gegenden der Vereinigten Staaten überlebt hatte. Bis heute ist es schwer zu verstehen, wie diese 'großmütterliche' Dame sich von einer materialistischen Welt trennen und reisen konnte, um über Liebe und Frieden zu sprechen. (Ein Journalist aus Kansas)

*) TV Abendsendung in den USA

Ein Interview mit Peace Pilgrim, 6. Juli 1981

(Geführt von Ted Hayes, Leiter des Rundfunksenders WKVI in Knox, Indiana, einen Tag bevor sie starb)

Ted Hayes: Peace, lassen Sie uns ein wenig über ihre Wanderung für die Sache des Friedens sprechen. Wie kam es dazu?

Peace Pilgrim: Nun, sie begann am 1. Januar 1953 in Los Angeles, Kalifornien. In diesem Jahr begab ich mich auf meine Wanderung, die mich in einer Zickzacklinie 8000 Kilometer durch das Land führte. Und dann ging ich einfach weiter. Das ist nun die siebte Route meiner Pilgerreise, womit ich das Land zum siebten Mal durchquere. Ich habe die fünfzig Staaten, die zehn kanadischen Provinzen und Teile von Mexico bewandert. So bemühe ich mich, alles zu tun, was ein kleiner Mensch für den Frieden leisten kann.    
Das Wandern ist für mich ein Gebet und eine Gelegenheit, mit vielen Menschen zu sprechen und sie vielleicht anzuregen, auf ihre Weise ebenfalls etwas für den Frieden zu tun.

TH: Peace, was ist der Grund für ihren Besuch in Knox?

PP: Eine alte Freundin, Gertrude Ward, lud mich ein, nach Knox zu kommen. Ich traf sie anderswo, so daß dies mein erster Besuch in Knox ist. Und natürlich läuft das oft so. Das gehört zu meiner regulären Pilgerreise für den Frieden. Ich habe kein Geld. Ich nehme kein Geld an. Ich gehöre keiner Organisation an, und somit werde ich auch von keiner Organisation unterstützt. Ich besitze nur das, was ich anhabe und bei mir trage. Ich gehe einfach bis mir Unterkunft gewährt wird, faste, bis mir zu Essen gegeben wird. Ich bitte nicht einmal darum, es wird mir von allein gegeben. Ich kann Ihnen sagen, die Menschen sind gut. In jedem ist ein Funke des Guten, wie tief er auch verschüttet sein mag.
Früher kamen die Einladungen ganz spontan. Meistens waren es vollkommen fremde Menschen, die mir ein Bett anboten, und ich ließ selten mehr als drei oder vier Mahlzeiten an einem Stück aus. Nun aber werde ich oft im voraus eingeladen, und das war natürlich bei diesem Besuch in Knox der Fall.

TH:
Peace, lassen Sie mich dies fragen: Haben sie immer Peace Pilgrim geheißen, oder hatten Sie als kleines Mädchen einen anderen Namen?

PP: Oh, das ist nicht mein alter Name, aber wenn Sie einen Brief an meinen alten Namen adressieren würden, so würde ich ihn nicht einmal erhalten. Ich bin jetzt nur noch Peace Pilgrim. Man sagte mir, das sei ein Künstlername, ständig verwendet, nicht wahr. Es ist jetzt seit ungefähr zehn oder zwölf Jahren mein legaler Name, denn ich habe ihn natürlich 1953, als ich meine Pilgerreise begann, angenommen.
Vieles hat sich seitdem verändert, aber ich kann sagen, eines blieb unverändert, und das ist meine Friedensbotschaft. Sie lautet immer noch: „Das ist der Weg des Friedens – überwinde Böses mit Gutem, Falschheit mit Wahrheit und Haß mit Liebe.“ Das ist immer noch die Botschaft, die ich überbringe, nach all den Jahren. Sehen Sie, wir haben immer noch nicht gelernt, sie zu leben. Das Schlüsselwort in unserer Zeit lautet wirklich: Handeln. Was wir nötig haben, ist nicht mehr Einsicht, vielmehr brauchen wir die Kraft, die Einsichten, die wir erlangen, in die Tat umzusetzen. Wenn wir das tun, dann werden in unserem Leben, in unserer Welt, wunderbare Dinge geschehen.

TH: Peace Pilgrim, Sie wissen, es gib eine Reihe von Menschen, die nicht einmal daran denken, so etwas wie Sie zu tun, die jemanden wie sie wahrscheinlich als Spinnerin oder als Verrückte betrachten. Haben Sie bei einigen Menschen Probleme, diese Barrieren zu überwinden?

PP: Nun, ich bin sicher, daß einige Menschen, die nur von mir gehört haben, denken müssen, ich sei völlig übergeschnappt. Schließlich verhalte ich mich etwas außergewöhnlich. Pioniere wurden immer als ein bißchen seltsam angesehen. Aber sehen Sie, ich liebe die Menschen, und ich sehe das Gute in ihnen. Und man erreicht meist das, was man sieht. Die Welt ist wie ein Spiegel: Wenn man ihn anlacht, so lacht er zurück. Ich lächle gern, und so bekomme ich in der Regel auch Lächeln zurück. Mir wurde auf meiner Pilgerreise alles gegeben, was ich brauchte, ohne daß ich überhaupt danach gefragt hätte.
TH: Sie durchwandern dieses unser Land und haben nicht einmal einen Cent in den Taschen. Sie wandern allein aus Vertrauen, Vertrauen, daß jemand für Sie sorgen wird, und Sie scheinen darin noch nie enttäuscht worden zu sein. Sie müssen ein Gefühl dafür haben, wen Sie angehen, wem Sie zulächeln und wer gut zu ihnen sein wird, nicht wahr?

PP: Ich lächele jedem zu. Ich gehe niemanden an. Ich trage meine kurze Tunika mit, Peace Pilgrim vorne und 25.000 Meilen zu Fuß für den Frieden hinten, damit die Leute anhalten und mich ansprechen, und viele tun das. Das verschafft mir jeden Kontakt auf die freundlichste Art und Weise. Und die, die kommen, sind besondere Menschen. Sie sind entweder ehrlich am Frieden interessiert, oder sie besitzen eine gesunde, lebendige Neugierde. Sehen Sie, es gibt heute eine Menge Interesse am Frieden. Als ich mich aufmachte, nahmen die Menschen den Krieg als notwendigen Teil des Lebens hin. Nun suchen wir natürlich nach Alternativen zum Krieg. Es ist eigentlich ein Gewinn – es ist besser als es war. Als ich mich aufmachte, war das Interesse für die Suche im Innern sehr gering. Nun ist das Interesse für die innere Suche fast überall da, was für mich der größte Gewinn ist. Da ich natürlich meistens über den Frieden in uns als Schritt zum Frieden in unserer Welt spreche, interessiert man sich zunehmend für mein Thema.

TH: Peace, die Bibel lehrt uns, daß es immer Kriege geben wird. Was antwortest Du Leuten, die das sagen? Denkst Du, diese eine kleine Anstrengung kann eine Änderung herbeiführen?
PP: Tatsächlich heißt es, daß es „Kriege und Kriegsgerüchte“ geben wird. Aber diese Prophezeiung hat sich im Laufe der Jahrhunderte mehr als genug erfüllt. Ich wüßte nicht, warum wir noch mehr Bestätigungen für diese Prophezeiung brauchen. Es heißt auch, „sie werden ihre Schwerter zu Pflugscharen und ihre Speere zu Sicheln machen. Denn es wird kein Volk wider das andere das Schwert erheben, und sie werden hinfort nicht mehr lernen, Krieg zu führen.“* Vielleicht ist die Zeit für die Erfüllung dieser Prophezeiung gekommen. Ich glaube, daß es so ist.
Ich glaube das ist es, was sich jeder unter uns wünscht. Doch es gibt so viel Pessimismus. Ich sprach mit einer Frau, die sagte: „Ich bete mit Ihnen für den Frieden, aber natürlich glaube ich nicht, daß er möglich ist.“ Ich erwiderte: „Glauben Sie nicht, daß Friede im Einklang mit Gottes Willen steht?“ „Aber ja“, antwortete sie, „ich
weiß, daß das so ist.“ Ich entgegnete: „Wie können Sie dann sagen, daß etwas, das mit Gottes Willen im Einklang steht, nicht möglich  ist?“ Er ist nicht nur möglich, er ist unvermeidbar. An uns liegt es nur, wie bald das geschieht.
Nun weiß ich aber, daß jede ehrliche Anstrengung gute Frucht bringt, und so bemühe ich mich weiter, so gut ich kann. Die Ergebnisse überlasse ich Gottes Hand. Vielleicht zeigen sie sich nicht mehr zu meinen Lebzeiten, aber letztlich werden sie sich offenbaren.

TH: Peace, normalerweise ist es unschicklich, eine Frau, die man gerade erst kennengelernt hat, nach ihrem Alter zu fragen. Aber ich will es heute riskieren, und so frage ich Sie, wie alt sind Sie?
PP: Ich kann Ihnen dazu nur sagen, daß ich das nicht weiß, und zwar mit Absicht. Durch Gedanken gestalten wir ständig uns und unsere Umwelt, einschließlich unseres Alters. Ich hatte mir schon genug Jahre angehäuft, als ich am 1. Januar 1953 losging, und ich sagte mir: „Jetzt ist es genug“. Seit dieser Zeit stelle ich mir vor, ich sei alterslos und in blendender Gesundheit, und das bin ich. Ich bin nicht jünger geworden, aber ich sehe auch keinen Sinn darin, jünger zu werden. Ich komme ganz gut zurecht so, wie ich bin, und wenn man die Lektionen der vorhergehenden Lebensabschnitte gelernt hat, so will man auch nicht in so einen vorherigen Lebensabschnitt zurückkehren.

TH: Peace Pilgrim war heute mein Gast. In ihren Texten schreibt sie: „Peace Pilgrim steht auf meinem Rücken, 25.000 Meilen zu Fuß für den Frieden.“ Und sie ist diese Meilen gelaufen, aber sie läuft noch weiter, denn ihr Gelübde lautet: „Ich will ein Wanderer bleiben, bis die Menschheit den Weg des Friedens gelernt hat, ich will gehen bis mir Unterkunft gewährt und fasten bis mir zu essen gegeben wird.“ Sie scheint eine sehr glückliche Frau zu sein.
PP: Ganz sicher bin ich eine glückliche Frau. Wie könnte man Gott kennen und nicht voll Freude sein? Ich möchte euch allen Frieden wünschen.

*) Jes. 2,4 und Micha 4,3